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„Die beste Form der Ernährung für gesunde Säuglinge in den ersten Lebensmonaten ist das ausschliessliche Stillen.“ Diese Aussage des Netzwerkes „Gesund ins Leben“1 geht konform mit aktuellen nationalen2 und internationalen3 Stillempfehlungen im Bereich der Kinderpflege und Kinderernährung.
Muttermilch liefert dem Baby aufgrund seiner besonderen Zusammensetzung die für Wachstum und gesunde Entwicklung wichtigen Nährstoffe. Stillen fördert zudem die Bindung zwischen Mutter und Kind und leistet einen wichtigen Beitrag zur Prävention von Krankheiten – sowohl für das Kind als auch für die Mutter.
Nützliche Fachinformationen über das Stillen sowie Informationen zu aktuellen Empfehlungen und Leitlinien haben wir hier für Sie zusammengestellt.
Auf dieser Seite
Die Vorteile des Stillens
Stillen hat viele wissenschaftlich erwiesene Vorteile:1
- Muttermilch unterstützt eine gesunde Darm-Mikrobiota des Babys1.
- Muttermilch stärkt das Immunsystem des Babys.
- Muttermilch fördert die Gehirnentwicklung des Babys. Artikel über frühkindliche Entwicklung
- Muttermilch ist aufgrund ihrer einzigartigen Zusammensetzung an die kindlichen Bedürfnisse angepasst und liefert dem Baby die für Wachstum und gesunde Entwicklung wichtigen Nährstoffe.
- Muttermilch ist hygienisch einwandfrei und richtig temperiert. Sie ist praktisch, weil sie immer verfügbar ist und nichts kostet.
- Stillen senkt das Risiko für Durchfall und Mittelohrentzündungen und trägt zur Prävention von Adipositas, Diabetes mellitus und Allergien bei.
- Stillen wirkt sich positiv auf die Gesundheit der Mutter aus. Es kann die Uterusrückbildung nach der Geburt fördern und trägt nachweislich zur Risikominderung eines Mammakarzinoms und Ovarialkarzinoms bei.
- Stillen kann zudem die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind stärken.
Detaillierte Informationen zu den einzelnen Aspekten haben wir weiter unten für Sie zusammengefasst. Ebenso finden Sie weitere Informationen auf den Seiten Säuglingsernährung und Darm-Mikrobiota sowie Muttermilch und Muttermilchforschung.
- Koletzko, B., Bauer, C., Brönstrup, A., Cremer, M., Flothkötter, M., Hellmers, C., Kersting, M., Krawinkel, M., Przyrembel, H., Schäfer, T., Vetter, K., Wahn, U., Weißenborn, A. Säuglingsernährung und Ernährung der stillenden Mutter. Aktualisierte Handlungsempfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie, ein Projekt von IN FORM. Monatsschr Kinderheilkd 2013;161:237–46
- Nationale Stillkommission/BfR, Grundsätzliches zum Stillen. http://www.bfr.bund.de/de/grundsaetzliches_zum_stillen-10199.html 2013;16.1.2014
- EC/WHO, European Commission, IRCCS Burlo Garofolo Trieste, Italy, Unit for Health Services Research and International Health, WHO Collaborating Centre for Maternal and Child Health, Teilnehmer des Projekts „Förderung des Stillens in Europa“. http://www.babyfreundlich.org/fileadmin/user_upload/download/WHO_UNICEF-Initiative/EU_Aktionsplan_Stillen.pdf 2014;16.1.2014
- Howie, P., Forsyth, J., Ogston, S. Protective effect of breast feeding against infection. BMJ 1990;300:11–16
- Duijts L, Jaddoe VW, Hofman A, Moll HA. Prolonged and exclusive breastfeeding reduces the risk of infectious diseases in infancy. Pediatrics. 2010;126(1):e18–25.
- Ip S, Chung M, Raman G, Chew P, Magula N, DeVine D, et al. Breastfeeding and maternal and infant health outcomes in developed countries. Evid Rep Technol Assess. 2007;153:1–186.
- Gartner LM, Morton J, Lawrence RA, Naylor AJ, O’Hare D, Schanler RJ, et al. Breastfeeding and the use of human milk. Pediatrics. 2012;129:e827–41
- World Health Organization: „Early initiation of breastfeeding to promote exclusive breastfeeding“, unter: http://www.who.int/elena/titles/early_breastfeeding/en/ (abgerufen am 03.01.2018).
- Phillips R. (2013) Uninterrupted Skin-to-Skin Contact Immediately After Birth NAINR 13(2):67.72.
- Moore E R, et al. (2016) Early skin-to-skin contact for mothers and their healthy newborn infants. Cochrane Database of Systematic Reviews 11.
- Association of Women’s Health, Obstetric and Neonatal Nurses (AWHONN) (2016) Immediate Sustained Skin-to-Skin Contact for the Healthy Term Newborn After Birth: AWHONN Practice Brief Number 5. JOGNN 45(6).
- Bramson L, et al. (2010) Effect of early skin-to-skin mother—infant contact during the first 3 hours following birth on exclusive breastfeeding during the maternity hospital stay. J Hum Lact 26(2):130-7.
- Gregson S, et al. (2016) Skin-to-skin contact after elective ceasarean section: Investigating the effect on breastfeeding rates. BJM 24:18-28.
- Guala A, et al. (2017) Skin-to-Skin Contact in Cesarean Birth and Duration of Breastfeeding: A Cohort Study. ScientificWorldJournal 1940756 [e-pub].
- Cooijmans KHM, et al. (2017) Effectiveness of skin-to-skin contact versus care-as-usual in mothers and their full-term infants: study protocol for a parallel-group randomized controlled trial. BMC Pediatr 17:154.
Prävention von Krankheiten
Stillen hat nicht nur Vorteile für die Entwicklung des Neugeborenen, indem es die das Risiko für Volkskrankheiten im späteren Leben reduziert und das Risiko von Allergien verringert. Auch Mütter profitieren dadurch zum Beispiel von einem verminderten Risiko für Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2, Mammakarzinoms und Ovarialkarzinoms oder Multiple Sklerose.
Stillen und Allergieprävention
Die Entstehung von Nahrungsmittelallergien kann schon früh beeinflusst werden, sowohl im positiven als auch im negativen Sinne, was zu langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit führen kann.
Zum Zeitpunkt der Konzeption wird das mütterliche Immunsystem herunterreguliert, um eine Abstossung des sich in der Gebärmutter einnistenden Eizelle zu verhindern. Dieser veränderte mütterliche Immunstatus bildet den Ausgangspunkt für die Entwicklung des kindlichen Immunsystems und erklärt, warum das Immunsystem von Neugeborenen noch so anfällig für Infektionen und andere Störungen der Immunentwicklung ist.
Zum Zeitpunkt der Geburt ist das Immunsystem noch unreif und muss erst lernen, sich mit Umweltfaktoren, aber auch der Ernährung auseinanderzusetzen. Eine unausgewogene Ernährung während dieser kritischen ersten Monate kann den immunologischen Entwicklungsprozess behindern und dazu führen, dass das Kind später im Leben anfälliger für Störungen des Immunsystems wie Allergien, Autoimmun- oder chronischen Entzündungskrankheiten ist1.
Stillen wird von allen Fachgesellschaften empfohlen. Stillen hat viele Vorteile für Mutter und Kind und ist die beste Ernährung für Babys. Aus den Daten lässt sich allerdings nicht ableiten, dass Stillen zu einem geringeren Risiko für die Entstehung von Allergien beim Kind führt, so die wissenschaftliche Arbeitsgruppe Prävention der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA). In der kürzlich aktualisierten S3-Leitlinie wird darauf hingewiesen, dass das Meiden bestimmter Lebensmittel während der Stillzeit keinen positiven Effekt in Hinblick auf die Entwicklung von Allergenen beim Kind hat. Dabei sind auch Lebensmittel eingeschlossen, die häufig Auslöser von Allergien sein.
Eine Vielzahl von Studien hat den Effekt ausschliesslichen Stillens auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen untersucht. Die Analyse dieser Studien durch die American Academy of Pediatrics (AAP) zeigt, dass ausschliessliches Stillen von Allergierisikokindern über mindestens vier Monate nach zwei Jahren zu einer niedrigeren Inzidenz der atopischen Dermatitis führt, im Vergleich zur Ernährung mit Säuglingsnahrung mit intaktem Eiweiss3.
Stillende Mütter, deren Säuglinge eine diagnostizierte Nahrungsmittelallergie aufweisen, sollten das verursachende Eiweiss aus ihrer eigenen Ernährung ausschliessen, damit das Kind weiterhin alle Vorteile des Stillens geniessen kann5; 6; 7. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass Stillen die orale Toleranz bei Einführung von Beikost fördert2.
In Studien mit Aptamil-Säuglingsnahrungen mit scGOS/lcFOS (9:1) in einer Konzentration von 0,8g/100ml konnte klinisch nachgewiesen werden, dass die Fütterung dieser Nahrungen in den ersten Lebensmonaten die Inzidenz der atopischen Dermatitis noch nach zwei beziehungsweise fünf Jahren verringert8; 9; 10.
- Martin, R., Nauta, A., Ben Amor, K., Knippels, L., Knol, J., Garssen, J. Early life: gut microbiota and immune development in infancy. Benef Microbes 2010;1:367-82
- Spergel, J., Paller, A. Atopic dermatitis and the atopic march. J Allergy Clin Immunol2003;112:796-7
- Greer, F., Sicherer, S., Burks, A., American Academy of Pediatrics Committee on, N., American Academy of Pediatrics Section on Allergy and, I. Effects of early nutritional interventions on the development of atopic disease in infants and children: the role of maternal dietary restriction, breastfeeding, timing of introduction of complementary foods, and hydrolyzed formulas. Pediatrics 2008;121:183-91
- Muche-Borowski, C., Kopp, M., Reese, I., Sitter, H., Werfel, T. S3-Leitlinie Allergieprävention – Update 2009. Allergo J 2009;332–41
- Koletzko, S., Niggemann, B., Arato, A., Dias, J., Heuschkel, R., Husby, S., Mearin, M., Papadopoulou, A., Ruemmele, F., Staiano, A., Schäppi, M., Vandenplas, Y. Diagnostic approach and management of cow’s-milk protein allergy in infants and children: ESPGHAN GI Committee practical guidelines. J Pediatr Gastroenterol Nutr 2012;55:221-9
- Vandenplas, Y., Koletzko, S., Isolauri, E., Hill, D., Oranje, A., Brueton, M., Staiano, A., Dupont, C. Guidelines for the diagnosis and management of cow’s milk protein allergy in infants.Arch Dis Child 2007;92:902-8
- Ivarsson, A., Hernell, O., Stenlund, H., Persson, L. Breast-feeding protects against celiac disease. Am J Clin Nutr 2002;75:914-21
- Arslanoglu, S., Moro Guido, E., Boehm, G. Early supplementation of prebiotic oligosaccharides protects formula-fed infants against infections during the first 6 months of life. J Nutr 2007;137:2420–4
- Arslanoglu, S., Moro, G., Schmitt, J., Tandoi, L., Rizzardi, S., Boehm, G. Early dietary intervention with a mixture of prebiotic oligosaccharides reduces the incidence of allergic manifestations and infections during the first two years of life. J Nutr 2008;138:1091–5
- Arslanoglu, S., Moro, G., Boehm, G., Wienz, F., Stahl, B., Bertino, E. Early neutral prebiotic oligosaccharide supplementation reduces the incidence of some allergic manifestations in the first 5 years of life. J Biol Regul Homeost Agents 2012;26:49-59
- van Hoffen, E., Ruiter, B., Faber, J., M’Rabet, L., Knol, E., Stahl, B., Arslanoglu, S., Moro, G., Boehm, G., Garssen, J. A specific mixture of short-chain galacto-oligosaccharides and long-chain fructo-oligosaccharides induces a beneficial immunoglobulin profile in infants at high risk for allergy. Allergy 2009;64:484-7
Längeres Stillen senkt Risiko für PABC
Mammakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen1. Ein kleiner Anteil aller Brustkrebsfälle sind mit Schwangerschaft und der Geburt assoziiert2. Expert:innen sprechen vom sogenannten schwangerschaftsassoziierten Brustkrebs (pregnancy-associated breast cancer, PABC). Studiendaten weisen darauf hin, dass längeres Stillen Mütter vor schwangerschaftsassoziiertem Brustkrebs schützt.
Die häufigste Form des PABC ist das triple-negative Mammakarzinom. Dieser Subtyp ist mit einer schlechten Überlebensrate verbunden. Studien zeigen, dass Stillen das Risiko für Frauen senkt, daran zu erkranken4-11. Die Daten der Studie deuten zudem darauf hin, dass sich fehlendes Stillen oder das Stillen für nur eine kurze Dauer negativ auf die Krebserkrankung auswirkt12.
Die Forschenden gehen davon aus, dass bei der Rückbildung nach längerer Laktation Prozesse induziert werden, die dafür sorgen, dass potenziell schädliche Zellen abgetötet werden. Werden die Modulationen im Körper ohne oder nach nur kurzzeitigem Stillen zurückgebildet, scheint dies förderlich für den Brustkrebs zu sein. Erste Hinweise geben Grund zur Annahme, dass dadurch eine Umgebung entsteht, die es Zellen möglicherweise erlaubt, sich unkontrolliert zu vermehren und die eine Bildung von aggressiven PABC-Zellen sogar fördern könnte12.
Längeres Stillen senkt Risiko für MS
Eine Gruppe von Forschenden um Dr. Langer-Gould fand jetzt heraus, dass sich auch das Risiko an Multipler Sklerose (MS) zu erkranken um 53 % verringerte, wenn Mütter länger als 15 Monate stillten2. Bei den 830 untersuchten Frauen war es dabei unerheblich, ob sich die Stilldauer auf ein oder mehrere Schwangerschaften aufteilte. Im Gegensatz zum Stillen, korrelierte weder die Anzahl der Schwangerschaften, noch das Alter bei der Erstgeburt mit einem verringerten Risiko für eine MS-Erkrankung2.
Bisher konnten die Wissenschaftler:innen noch nicht beweisen, dass das Stillen direkt für das niedrigere MS-Risiko verantwortlich ist2. Andere Studien stützen aber den möglichen Zusammenhang. Bereits seit einigen Jahren ist bekannt, dass Stillen das Risiko für Schübe der neurologischen Erkrankung bei MS-Patientinnen nach der Geburt senkt3.
- Hoddinott P, Tappin D, Wright C (2008) Breastfeeding. BMJ 336:881-887
- Langer-Gould A, et al. (2017) Breastfeeding, ovulatory years, and risk of multiple sclerosis. Neurology 89(6):563-569
- Hellwig K, et al. (2015) Exclusive breastfeeding and the effect on postpartum relapses in women with multiple sclerosis. JAMA Neurol. 72:1132-1138
Stillen: Empfehlungen und Leitlinien
Folgende Empfehlungen und Leitlinien zum Stillen von Säuglingen in Hinblick auf Stilldauer und Beikoststart liegen aktuell vor.
- Das Netzwerk „Gesund ins Leben“ empfiehlt, Säuglinge im ersten Lebenshalbjahr zu stillen, mindestens bis zum Beginn des 5. Monats ausschliesslich (sprich mindestens 4 volle Monate). Auch nach Einführung von Beikost – spätestens mit Beginn des 7. Monats – sollen Säuglinge weitergestillt werden. Wie lange insgesamt gestillt wird, bestimmen Mutter und Kind. Auch Kinder mit erhöhtem Allergierisiko sollten entsprechend diesen Empfehlungen gestillt werden2.
- Die American Academy of Pediatrics (AAP) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfehlen, Babys nach der Geburt mindestens sechs Monate ausschliesslich zu stillen. Anschliessend kann das Stillen als zusätzliche Nahrungsquelle genutzt werden – solange wie es Kind und Mutter möchten7. Die WHO empfiehlt Stillen nach entsprechender Beikosteinführung bis zu 24 Monate und darüber hinaus.
- Die Nationale Stillkommission (NSK) am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt im Zuge der aktualisierten S3-Leitlinie zur Allergieprävention mit Beikost frühestens ab dem 5. Monat und spätestens mit Beginn des 7. Monats zu beginnen. Weiter wird empfohlen, dass Säuglinge auch nach Einführung von Beikost weiter gestillt werden3.
Erhalten Sie weitere nützliche Informationen über die Ernährung von Babys und Kleinkindern im ersten Lebensjahr.
Stillprobleme: Häufigkeit, Ursachen und Prävention
Stillkrisen treten vermehrt zu Beginn der Stillperiode auf. Für den Stillerfolg ist neben dem Willen zum Stillen daher die richtige Information und Betreuung von Anfang an besonders wichtig. Obwohl praktisch alle Frauen die körperlichen Voraussetzungen mitbringen, um ein Kind – oder auch Zwillinge – zu stillen, sind viele der Mütter von Zweifeln geplagt und sehen sich während des Stillens mit Problemen konfrontiert1. Anhand von Beispielen aus der Praxis möchten wir Ihnen zeigen, wie Sie Stillende bestmöglich in Hinblick auf mögliche Probleme unterstützen können.
Stillprobleme: Wie Sie Stillende unterstützen können
Stillen ist gut für Mutter und Kind. Doch bei schmerzhaften Beschwerden kann es zum verfrühten Abstillen kommen – meistens ist dies allerdings medizinisch nicht erforderlich. Erfahren Sie, wie Sie rechtzeitig eingreifen und Mütter unterstützen können.
Früher Hautkontakt zwischen Mutter und Kind wichtig
Es gibt zahlreiche Studien über die Vorteile des unmittelbaren Hautkontaktes zwischen Mutter und Kind nach der Geburt. Nicht umsonst ist er Teil der Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation8. Denn dabei kommt es zur Ausschüttung des sogenannten „Kuschelhormons“ Oxytocin. Die Mutter kommt zur Ruhe und kann eine innige Verbindung zu ihrem Baby aufbauen9.
Eine aktuelle Meta-Analyse ergab, dass Mütter danach insgesamt erfolgreicher und weit länger stillen als Mütter, die keinen direkten Hautkontakt zu ihrem Baby erhielten10. Ausserdem waren die Neugeborenen bei ihrem ersten Stillversuch entsprechend der Skala des „Breastfeeding Assessment Tools“ (BAT) um 32 % erfolgreicher.
Wenn möglich, sollte ein Hautkontakt direkt nach der Geburt erfolgen und mindestens 60 Minuten oder solange andauern, bis das Neugeborene das erste Mal an der Brust seiner Mutter saugt11. Je schneller dieser Kontakt stattfindet und je länger er anhält, desto ausgeprägter sind die positiven Effekte12. Weitere Studien bestätigen diese Vorteile auch für Kinder, die per Kaiserschnitt entbunden werden13; 14.
Wunde Brustwarzen: Stilltechnik oft entscheidend
Die meisten Frauen, bis zu 96 %, klagen zu Beginn der Stillzeit über Schmerzen an den Brustwarzen aufgrund entzündeter Brustwarzen. Diese sind anfangs gegenüber der mechanischen Belastung des Stillens noch sehr empfindlich3. Bei andauernden Schmerzen und der Entstehung von Fissuren ist häufig eine falsche Stilltechnik der Auslöser. Durch falsches Saugverhalten oder einen hohen Unterdruck kann es zu Verletzungen und Hautabschürfungen kommen. Wird die Hautbarriere verletzt, besteht die Gefahr einer Infektion mit Bakterien wie Staphylococcus aureus. Eine Entzündung kann sich unter Umständen weiter auf das Brustdrüsengewebe ausbreiten und zu einer Mastitis oder einem Brustabszess führen.
Durch die richtige Behandlung und Prävention lassen sich solche Verläufe in der Regel verhindern2. Das Einreiben der Brustwarzen mit Lanolin oder Muttermilch bringt vielen Frauen Linderung und hat sich in der Praxis bewährt2. In wissenschaftlichen Studien konnte die Wirksamkeit allerdings noch nicht eindeutig belegt werden4. Ausserdem kann eine Korrektur der Stilltechnik auch ohne weitere Intervention in den meisten Fällen Abhilfe schaffen und ein verfrühtes Abstillen verhindern5. Eine eingehende Stillberatung kann zudem die Stilltechnik und das Anlegen verbessern und damit das Auftreten von Stillschwierigkeiten bereits im Vorfeld verhindern1; 2.
Brustdrüsenschwellung: Kühlen und Massagen schaffen Abhilfe
Neben wunden Brustwarzen gehört die verstärkte initiale Brustdrüsenschwellung zu den häufigen Stillproblemen. Die schmerzhafte Schwellung der Brustdrüse tritt bei vielen Wöchnerinnen meist zu Beginn der Laktationsperiode auf. Als Ursache wird eine Störung der Milchbildung angenommen. Wird der lymphatische Abfluss dabei blockiert, können sich Ödeme im Bereich der Brustwarzen oder des gesamten Brustgewebes ausbilden2.
Kühlkompressen oder Hausmittel wie Quark- und Weisskohlauflagen helfen vielen Frauen gegen die Schwellung, Rötungen und Schmerzen. Obwohl ihre Wirksamkeit wissenschaftlich nicht eindeutig belegt ist, werden diese Behandlungen aufgrund langjähriger praktischer Erfahrung häufig eingesetzt2. Auch eine sanfte Lymphmassage, die sogenannte Reverse Pressure Softening Methode, kann den schmerzhaften Druck lindern und das Anlegen des Kindes erleichtern6; 7. Dabei wird ein steter, sanfter Druck in Richtung Brustkorb rund um die Brustwarze ausgeübt, der die Flüssigkeit zu den tiefergelegenen Lymphabflüssen drängt8. Um die Milchproduktion anzuregen und die Abschwellung zu unterstützen, ist eine regelmässige Entleerung der Brust notwendig7. Zur kurzfristigen Schmerzlinderung sind nichtsteroidale Antiphlogistika (zum Beispiel Ibuprofen) geeignet, da sie und ihre Abbauprodukte nur in geringen Mengen in die Muttermilch übergehen2.
- Bundesinstitut für Risikobewertung: „Vermeiden und Behandlung von Stillproblemen“, unter: http://www.bfr.bund.de/de/vermeidung_und_behandlung_von_stillproblemen-54280.html (abgerufen am 10.01.2018)
- Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (2013) S3-Leitlinie: Therapie entzündlicher Brusterkrankungen in der Stillzeit – 015/071
- Bundesinstitut für Risikobewertung (2007) Wunde Brustwarzen in der Stillzeit – Ursachen, Prävention und Therapie
- Dennis CL, et al. (2014) Interventions for treating painful nipples among breastfeeding women. Cochrane Database Syst Rev (12):CD007366 (ePub)
- Cadwell K, et al. (2004) Pain reduction and treatment of sore nipples in nursing mothers. J Perinat Educ 13(1):29-35
- Landeshauptstadt München Referat für Gesundheit und Umwelt. (2010) Die Münchner Still-Empfehlungen
- Frauenärzte im Netz: „Probleme beim Stillen“, unter: https://www.frauenaerzte-im-netz.de/de_probleme-beim-stillen_1145.html (abgerufen am 10.01.2018)
- Nindl G, et al. Europäisches Institut für Stillen und Laktation (2016) Massieren der Brust und manuelles Gewinnen von Muttermilch.
Stillschwierigkeiten lassen sich mit diesen Massnahmen oftmals wirksam behandeln, sodass das Stillen für beide Seiten wieder zu einem gemeinsamen positiven und vor allem schmerzfreien Erlebnis wird. Das stärkt nicht nur die Mutter-Kind-Bindung, sondern ermöglicht auch eine optimale Versorgung und Entwicklung des Säuglings.
Professionelle Betreuung von Anfang an wichtig
Besonders wichtig ist für Stillende eine professionelle Betreuung, die durch verschiedene Hilfsangebote in Anspruch genommen werden kann.
Eine Untersuchung im Freiburger Geburtenkollektiv „FreiStill“ zeigte, dass es einige beeinflussbare Faktoren für eine positive Stillbeziehung gibt. Dazu gehörten eine kompetente Betreuung in der Geburtsklinik, Nachsorge durch eine Hebamme, ein positives Erleben des Stillens sowie die Unterstützung des Partners oder der Partnerin. Negativ wirkten sich ein erstmaliger Kaiserschnitt, Gebrauch von Hilfsmitteln zum Stillen, frühes Zufüttern sowie Zweifeln an der Milchmenge aus3.
- LaLecheLiga: Stillen- ja, aber wie? (http://www.lalecheliga.de/; 2014)
- Bundesministerium für Gesundheit (Österreich): Säuglingsernährung heute (http://www.bmg.gv.at/cms/home/attachments/2/8/5/CH1101/CMS1384785444563/kurzfassung_saeuglingsernaehrung_heute_druckversion_08_2009.pdf; 2014)
- Rasenack, R., Schneider, C., Jahnz, E., Schulte-Mönting, J., Prömpeler, H., Kunze, M. Factors Associated with the Duration of Breastfeeding in the Freiburg Birth Collective, Germany (FreiStill). GebFra Science 2012;72:65-9
- Breastfeeding, Lesson 5: Practical Promotion and Support of Breastfeeding (https://www.enea.moodle.elearning.lmu.de/; 2014)
Leitlinie der DGGG zur Orientierung bei Stillproblemen
Stillprobleme wie Schmerzen beim Stillen sind eine Herausforderung für die Mutter. Nicht selten führen sie zu einem verfrühten Abstillen. Deshalb ist es wichtig, Stillschwierigkeiten schnell zu erkennen und zu behandeln1. Einen wichtigen Anhaltspunkt dazu bietet die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe2. Sie gibt Orientierung bei der Behandlung von häufigen entzündlichen Brusterkrankungen, etwa wunden Brustwarzen und verstärkter initialer Brustdrüsenschwellung.
- Bundesinstitut für Risikobewertung: „Vermeiden und Behandlung von Stillproblemen“, unter: http://www.bfr.bund.de/de/vermeidung_und_behandlung_von_stillproblemen-54280.html (abgerufen am 10.01.2018)
- Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (2013) S3-Leitlinie: Therapie entzündlicher Brusterkrankungen in der Stillzeit – 015/071
- Bundesinstitut für Risikobewertung (2007) Wunde Brustwarzen in der Stillzeit – Ursachen, Prävention und Therapie
- Dennis CL, et al. (2014) Interventions for treating painful nipples among breastfeeding women. Cochrane Database Syst Rev (12):CD007366 (ePub)
- Cadwell K, et al. (2004) Pain reduction and treatment of sore nipples in nursing mothers. J Perinat Educ 13(1):29-35
- Landeshauptstadt München Referat für Gesundheit und Umwelt. (2010) Die Münchner Still-Empfehlungen
- Frauenärzte im Netz: „Probleme beim Stillen“, unter: https://www.frauenaerzte-im-netz.de/de_probleme-beim-stillen_1145.html (abgerufen am 10.01.2018)
- Nindl G, et al. Europäisches Institut für Stillen und Laktation (2016) Massieren der Brust und manuelles Gewinnen von Muttermilch.
Individuelle Hilfe bei Stillproblemen
Mütter, die Probleme mit dem Stillen entwickeln und Unterstützung benötigen, können sich einerseits an ihre Hebamme wenden, die oftmals die Zusatzausbildung absolviert hat. Haben Sie keine Hebamme, besteht die Möglichkeit, sich an zertifizierte Gynäkolog:innen zu wenden, ebenso wie an örtliche Stillambulanzen, die in vielen Geburtskliniken angeboten werden.
Unsere qualifizierte Stillberaterung des Aptacare Expertenteams steht Ihnen gerne bei Fragen zur Verfügung. Kontakt zum Aptacare Expertenteam aufnehmen
Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangere und stillende Frauen sollten sich regelmässig, abwechslungsreich und ausgewogen ernähren und sich ausreichend bewegen. Eine fachgerechte Beratung stillender Frauen hinsichtlich ihrer Ernährung und ihrer körperlichen Bewegung ist daher wichtig: bereits während der Schwangerschaft und auch nach der Geburt.
DHA beeinflusst Zusammensetzung der Muttermilch
Die Hauptnährstoffe (Eiweiss, Fett, Kohlenhydrate) der Muttermilch sind in der Zusammensetzung weitgehend unabhängig von der Ernährung der Mutter. Eventuelle Defizite in der mütterlichen Ernährung gehen daher in erster Linie zu Lasten der mütterlichen Versorgung und Gesundheit – mit dem Ziel, dem Baby eine bestmögliche Versorgung zu gewährleisten.
Die Ernährung der stillenden Mutter wirkt sich allerdings bei manchen Nährstoffen auch auf den Nährstoffgehalt der Muttermilch aus. Dies betrifft zum Beispiel die mehrfach ungesättigte Fettsäure DHA. Daher lautet die Empfehlung für stillende Frauen, zweimal wöchentlich Meeresfisch zu verzehren, davon einmal fettreichen Fisch wie Makrele, Hering, Lachs, etc. beziehungsweise ausreichend DHA in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu supplementieren.
Anders sieht es hingegen bei einer unzureichenden Flüssigkeits- und Nahrungszufuhr aus: Dies kann die Bildung von Muttermilch reduzieren. Bei stark unterernährten Frauen kann sich die Qualität der Muttermilch beziehungsweise ihr Gehalt an einigen Vitaminen (A, D, B6, B12) vermindern1.
Supplementation mit Folsäure, Jod und Eisen oft nötig
Das „Forschungsdepartment Kinderernährung“ Bochum (FKE) stellt fest, dass eine ausreichende Versorgung mit Folsäure, Jod, manchmal Eisen in der Schwangerschaft mit einer ausgewogenen Ernährung nicht erreicht werden kann und eine Supplementation notwendig ist2.
- Der in der Schwangerschaft höhere Referenzwert für Folsäure kann über die Ernährung nur mit einer gezielten Lebensmittelauswahl erreicht werden, zusätzlich wird die Einnahme eines Folsäurepräparats (400 µg Folsäure/Tag mindestens vier Wochen vor Beginn der Schwangerschaft und während der ersten 12 Schwangerschaftswochen) zur Prävention von Neuralrohrdefekten beim Kind empfohlen3.
- Da die Jodkonzentration in der Muttermilch vom Jodversorgungszustand der Mutter abhängig ist, wird ein Jodmangel der Mutter auch nach der Geburt auf den gestillten Säugling übertragen. Eine ausreichende Jodversorgung kann über die Verwendung von jodiertem Speisesalz, dem Verzehr von Meeresfisch (zweimal pro Woche) sowie dem täglichen Verzehr von Milch und Milchprodukten abgedeckt werden. Für die Schwangerschaft und Stillzeit wird deshalb zusätzlich zur Verwendung von jodiertem Speisesalz eine Jodsupplementierung von 100 ( bis 150) µg pro Tag empfohlen1.
- Bei einigen Schwangeren und Stillenden kann auch die Versorgung mit Eisen kritisch sein. Risikogruppen für eine ungenügende Eisenzufuhr sind insbesondere Frauen mit alternativer Ernährungsweise, zum Beispiel veganer Ernährung (komplett ohne tierische Produkte).
- Bei Schwangeren und Stillenden, die komplett auf Fisch verzichten, kann die Versorgung mit LCP (langkettige, mehrfach ungesättigte Fettsäuren), bei Frauen mit ungenügender Sonnenlichtexposition, zum Beispiel bei Verschleierung, die Vitamin-D-Versorgung unzureichend sein. Dies kann durch eine gezielte Supplementierung aufgefangen werden1.
Generelle Empfehlungen zur Ernährung von Schwangeren
Das „Netzwerk Junge Familie“ gibt folgende generellen Empfehlungen zur Ernährung von Schwangeren4:
- Für Schwangere gilt, was in jeder Lebensphase gut tut: bewusstes, abwechslungsreiches und ausgewogenes Essen und Trinken.
- Reichlich sollte es kalorienfreie/kalorienarme Getränke und pflanzliche Lebensmittel geben.
- Mässig sollten tierische Lebensmittel gegessen werden und dabei fettarme Milch(-produkte), fettarmes Fleisch, fettarme Fleischwaren und fettreiche Meeresfische bevorzugt werden.
- Sparsam sollten Fette mit hohem Anteil gesättigter Fettsäuren sowie Süssigkeiten und Snackprodukte verzehrt werden.
- Mahlzeiten sollten regelmässig eingenommen werden für ein besseres Wohlbefinden.
Generelle Empfehlungen zur Ernährung von Stillenden
Die Empfehlungen des „Netzwerks Junge Familie“ für Mütter in der Stillzeit lauten4:
- Stillende Frauen sollten abwechslungsreich, ausgewogen und regelmässig essen.
- Stillende Frauen sollten keine Reduktionsdiäten durchführen (nicht durch Kalorienrestriktion gezielt abnehmen).
- Diätetische Einschränkungen für die Mutter in der Stillzeit haben keinen erkennbaren Nutzen für eine Allergieprävention beim Kind und werden nicht empfohlen, zumal sie das Risiko einer unzureichenden Nährstoffversorgung bergen.
- Stillende Frauen sollten nach Möglichkeit zweimal wöchentlich Seefisch verzehren, davon mindestens einmal wöchentlich fettreichen Fisch (zum Beispiel Hering, Makrele, Lachs oder Sardine oder Omega-3-Fettsäuren (DHA) in Form von Supplementen einnehmen in Form von Supplementen)
- Stillende Frauen sollten reichlich und regelmässig trinken (zum Beispiel ein Glas Wasser zu jeder Stillmahlzeit).
- Hilbig, A. Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit. Ernährungs Umschau 2013;18:M466-74
- Dortmund Forschungsinstitut für Kinderernährung. Empfehlung für die Ernährung von Mutter und Kind: Schwangerschaft und Stillzeit. In: Deutsche Gesellschaft für Ernährung aid infodienst. Moeker Merkur Druck GmbH 2002 Köln
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Ausgewählte Fragen und Antworten zu Folat. (https://www.dge.de/fileadmin/public/doc/ws/faq/FAQ-Folat-DGE.pdf; 2014)
- Netzwerk Junge Familie – Gesund ins Leben (http://www.gesund-ins-leben.de/fuer-fachkraefte/handlungsempfehlungen/erstes-lebensjahr/ernaehrung-in-der-stillzeit/; 2014)
Stillunterbrechung nur im Notfall
Stillen ist das Beste für Mutter und Kind und nur sehr selten besteht die Notwendigkeit, das Stillen aufgrund einer medizinischen Therapie der Mutter zu unterbrechen. Falls doch, kann die Milchbildung mit einer Milchpumpe aufrechterhalten werden (die abgepumpte Milch wird dann verworfen). Nach der Therapie kann die Mutter wieder ganz normal weiterstillen und das Kind alle Vorteile des Stillens weiterhin geniessen.
Der Stillförderung auf der Spur – Interview mit Stefan Stohl, Projektleiter des Nutricia Forums für Muttermilchforschung
Muttermilch ist das Beste für das Baby. Das wissen auch Mütter, aber trotzdem gibt es Frauen, die nicht stillen können oder wollen. Um Stillbarrieren abzubauen und Frauen besser beim Stillen zu unterstützen, wurden nun in einer Studie die Gründe für frühes Abstillen untersucht.
Stillen bedeutet Ruhe, Vertrautheit und Zweisamkeit für Mutter und Kind. Darüber hinaus ist Muttermilch die unangefochten beste Ernährung für Säuglinge. Die WHO empfiehlt deshalb, dass Babys bis zum 6. Monat voll gestillt werden sollten. Doch oftmals entscheiden sich Mütter schon viel früher gegen das Stillen. Woran liegt das? Wir sprachen mit Stefan Stohl, Projektleiter des Nutricia Forums für Muttermilchforschung.
Herr Stohl, Sie haben eine Studie zu häufigen Stillbarrieren in Auftrag gegeben. Wie wurde diese Studie angelegt?
Die Studie wurde vom Nutricia Forum für Muttermilchforschung initiiert. Zur Jahreswende 2013/14 haben wir insgesamt über 1.700 schwangere und stillende Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Ziel dieser Studie war es, Aufmerksamkeit für das Thema Stillen zu schaffen, einen Dialog – auch mit Expert:innen – anzustossen und Mütter in ihrer Stillzeit optimal zu fördern.
Was fanden Sie dabei heraus?
Die Studie machte deutlich, dass je nach Land mehr als zwei Drittel der befragten Mütter sich mehr Unterstützung und eine bessere Vorbereitung auf die Stillzeit wünschen. Ausserdem empfinden viele Frauen Stillen in der Öffentlichkeit als unangenehm und wünschen sich mehr Akzeptanz.
Anfangs wollen die meisten Frauen ja stillen. Was haben Sie darüber erfahren?
Die Entscheidung für das Stillen fällt meist bereits vor der Geburt. Das hat emotionale und für mehr als zwei Drittel der Mütter vor allem gesundheitliche Aspekte: Muttermilch stärkt das Immunsystem, ist perfekt auf die Bedürfnisse des Kindes ausgerichtet und stellt die Weichen für eine gesunde Entwicklung. Ausserdem verursacht das Stillen bei mehr als einem Drittel der Befragten ein echtes Glücksgefühl.
Wie kommt es, dass sich zwei Drittel der Frauen nach einiger Zeit gegen das Stillen entscheiden?
Mehr als 80 % der befragten Mütter gaben an, dass sie unter körperlichen Problemen während der Stillzeit leiden. Viele Frauen fühlen sich erschöpft und klagen über Verdauungsschwierigkeiten oder geschwollene Beine. Unangenehm war vielen vor allem das Auslaufen der Brust, empfindliche Brustwarzen und Milchstau.
Sind es immer körperliche Gründe, die zum Abstillen führen?
Nein, oft ist auch das persönliche Wohlbefinden stark eingeschränkt: Viele Stillende leiden unter Müdigkeit, Vergesslichkeit oder Stimmungsschwankungen. Der Anspruch, alles perfekt machen zu wollen, führt zu einem omnipräsenten Druck und lässt wenig Raum für Selbstbestimmung und Phasen der Entspannung.
Gab es Unterschiede zwischen den Ländern?
Wenig. Während in Österreich und der Schweiz am häufigsten körperliche Gründe als Stillbarrieren angegeben wurden, nämlich bei 88 beziehungsweise 90 % der Befragten, wurden diese von deutschen Müttern mit nur 80 % genannt. In der Öffentlichkeit zu stillen, wurde insbesondere in Deutschland und der Schweiz als unangenehm empfunden: Hier vermeiden 28 beziehungsweise 31 % der Befragten das Stillen in der Öffentlichkeit, dagegen nur 21 % in Österreich.
Welche Schlüsse ziehen Sie aus dieser Studie?
Die Studie zeigt, wie wichtig frühzeitige Aufklärung und Information zum Stillen sind, damit die Mütter wissen, wie sie sich optimal darauf vorbereiten können. Dazu können und sollten Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind, ebenfalls einen Beitrag leisten.
Das Nutricia Forum für Muttermilchforschung – Unsere Initiative zur Stillförderung
Stillen ist die beste Ernährung für Säuglinge. Deshalb fördert das Nutricia Forum für Muttermilchforschung – eine Initiative von Nutricia – Projekte, die der Erforschung der Muttermilch sowie der Förderung des Stillens dienen. Das Forum wendet sich an Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, in erster Linie an Hebammen, Kinderkrankenschwestern sowie Ärztinnen und Ärzte. Es sammelt und verbreitet aktuelles Wissen zur Muttermilchforschung über einen Newsletter, die Website https://www.nutricia-forum-muttermilchforschung.org sowie durch Öffentlichkeitsarbeit.
Seit 2013 verleiht ein unabhängiges Preiskomitee den Wissenschaftspreis des Nutricia Forums für Muttermilchforschung, seit 2014 zusätzlich den Praxispreis und seit 2020 erstmals den Studiumspreis. Alle drei Preise gehen an Menschen, die auf besondere Weise – entweder wissenschaftlich oder ganz praktisch – das Stillen fördern. Während der Wissenschaftspreis insbesondere Forscher:innen anspricht, geht es beim Praxis- und Studiumspreis um die tägliche Stillpraxis. Hier werden insbesondere Hebammen, Hebammenschülerinnen und -studentinnen sowie Mitarbeiter von Geburts- und Kinderkliniken angesprochen.
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