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Krebspatient:innen nehmen oft weniger Energie auf, als sie benötigen. Daraus resultieren Energielücken, die – falls nicht mit einer geeigneten Nahrungssupplementation dagegen vorgegangen wird – zu einem tumorassoziierten Gewichtsverlust mit unmittelbaren Konsequenzen für die Prognose der Betroffenen führen können. Sie sprechen schlechter auf die Krebstherapie an und leiden häufiger unter Nebenwirkungen – mit direkten Folgen für die Überlebenszeit.
Als Arzt oder Ärztin oder therapeutisches Fachpersonal können Sie daher viel für Ihre Patient:innen tun, wenn Sie auf deren Ernährungsstatus achten und bei auftretenden Defiziten adäquate Ernährungsmaßnahmen einleiten. In diesem Artikel erfahren Sie mehr zur Bedeutung der klinischen Ernährung in der Onkologie, Sie erhalten Informationen über die Mangelernährung bei Krebs und die Ernährungstherapie.
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Ursachen für eine Malnutrition bei onkologischen Patient:innen
Die Deckung des stark erhöhten Protein- und des Energiebedarfs ist aufgrund der Tumorerkrankung selbst und deren Behandlung eine große Herausforderung für Ihre Patienten.
Bei Tumorpatienten kann in der Regel eine tägliche Eiweißzufuhr von 1,2–1,5 g/kg Körpergewicht (KG) empfohlen werden; der Bedarf kann bei ausgeprägter Inflammation auch höher (bis zu 2 g/kg KG) liegen. Dies bedeutet im Vergleich zum gesunden Erwachsenen (0,8 g Protein/ kg KG) einen um 50 bzw. 150% erhöhten Proteinbedarf. 1
Der Energiebedarf von Krebspatient:innen entspricht im Wesentlichen dem eines gesunden Menschen. Sofern der Energiebedarf des/der Patient:in nicht individuell ermittelt wird, kann von einem täglichen Bedarf von 25 bis 30 kcal pro Kilogramm Körpergewicht ausgegangen werden. Eine unzureichende Energiezufuhr wird angenommen, wenn über einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen die Energiezufuhr weniger als 60 % des Bedarfs deckt. Hieraus resultiert eine tägliche Energielücke. Bei einem/einer etwa 65 kg schweren/r Patient:in liegt diese zwischen 650 kcal und 780 kcal.
Die Ursachen für eine Malnutrition bei onkologischen Patient:innen sind vielfältig. Dazu zählen zum Beispiel:
- krankheitsassoziierte oder auch therapieinduzierte veränderte Geschmackswahrnehmung (Dysgeusie) und Appetitverlust
- krankheitsassoziierte oder auch therapieinduzierte Kau- und Schluckstörungen
- Resorptionseinschränkungen bei Erbrechen, Durchfall oder gastrointestinalen Obstruktionen
- eine systemische Entzündung, wie sie mit Krebserkrankungen häufig einhergeht. Letztere kann dann zu einer katabolen Stoffwechsellage und somit zur Tumorkachexie führen.
Mangelernährung in der Onkologie
Ein defizitärer Ernährungsstatus ist unter onkologischen Patient:innen ausgesprochen häufig. So weisen bei der Diagnosestellung einer primär fortgeschrittenen Erkrankung je nach Tumorentität 31 bis 87 Prozent einen ungewollten Gewichtsverlust auf. Zwei von drei onkologischen Patient:innen entwickeln im weiteren Verlauf eine manifeste Tumorkachexie, ein multifaktorielles Syndrom, das zusätzlich zum Gewichtsverlust durch Müdigkeit, Appetitlosigkeit, systemische Entzündungszeichen und Muskelschwund gekennzeichnet ist.
Folgen von Mangelernährung für die Lebensqualität onkologischer Patient:innen und Prognose
Für Betroffene kann ein schlechter Ernährungsstatus tiefgreifende negative Konsequenzen haben. Denn Mangelernährung, Gewichtsverlust und Tumorkachexie reduzieren nicht nur die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität onkologischer Patient:innen, sie führen auch dazu, dass sie Therapien schlechter tolerieren und weniger davon profitieren.
Der Zusammenhang wird am Beispiel der Chemotherapie deutlich. Patient:innen mit Gewichtsverlust haben ein höheres Risiko für erhöhte Toxizität und damit schwerere Nebenwirkungen der Chemotherapie. Als Konsequenz muss die Dosierung reduziert beziehungsweise der Behandlungszyklus abgebrochen oder verschoben werden. Zudem sprechen die Betroffenen schlechter auf die Chemotherapie an und das Mortalitätsrisiko steigt.
Kriterien und Instrumente für die Diagnose einer Mangelernährung
Der Ernährungsstatus bei Krebs hat allgemein einen hohen Stellenwert. Studiendaten zufolge wird die Ernährungssituation von Ärzten und Ärztinnen, Patient:innen und deren Angehörigen jedoch nicht immer adäquat eingeschätzt. Eine Mangelernährung bei Krebs lässt sich durch genaue Beobachtung und regelmäßige Kontrolle des Gewichts Ihrer Patient:innen feststellen.
Für die Diagnose einer Mangelernährung oder einer Tumorkachexie gibt es klare Definitionen. Zudem stehen für ein strukturiertes Screening validierte Instrumente zur Verfügung, die von der Europäischen Gesellschaft für Klinische Ernährung und Stoffwechsel (ESPEN) empfohlen werden.
Definition einer krankheitsspezifischen Mangelernährung
Eine krankheitsspezifische Mangelernährung liegt vor, wenn eines der folgenden Kriterien erfüllt ist:
- Body-Mass-Index (BMI) < 18,5 kg/m2
- unbeabsichtigter Gewichtsverlust > 10 % in den letzten 3 bis 6 Monaten
- BMI < 20 kg/m2 und unbeabsichtigter Gewichtsverlust > 5 % in den vergangenen 3 bis 6 Monaten
Definition einer Kachexie
Von einer Kachexie spricht man bei einem Gewichtsverlust von ≥ 5 % (ohne Ödem) in ≤ 12 Monaten plus drei der folgenden Kriterien:
- Verringerte Muskelkraft
- Erschöpfung (Fatigue)
- Anorexie
- niedriger Fettfreie-Masse-Index (fettfreie Masse [kg]/Körpergröße2 [m2])
- abnormale Biochemie
- erhöhte Entzündungsmarker (CRP > 5,0mg/l, IL-6 > 4,0 pg / ml)
- Anämie (Hb < 12 g / dL)
- niedriges Serumalbumin (< 32 g / l)
Validierte Screeningtools
Ein Ernährungsscreening ist eine schnelle und einfache Methode, um Betroffene mit einem Ernährungsrisiko zu identifizieren.
Die folgenden Screening-Tools arbeiten mit simplen Fragen, zum Beispiel zum Body-Mass-Index (BMI) und zum Gewichtsverlust, aus denen ein Score zur Beurteilung des Ernährungsstatus berechnet werden kann.
Je nach Höhe weist der Score auf eine Mangelernährung beziehungsweise das Risiko dafür hin:
- Der Nutrition Risk Score (NRS-2002) wurde für stationäre Patient:innen entwickelt und validiert.
- Das Malnutrition Universal Screening Tool (MUST) ist ein besonders schnell durchführbarer Test, der speziell für ambulante Patient:innen entwickelt und validiert wurde.
Entdecken Sie unsere Screeningtools digital als editierbare Dateien zur Unterstützung bei der Versorgung Ihrer Patient:innen. Zur schnellen und einfachen Beurteilung des Ernährungszustandes stellen wir Ihnen zudem die digitale Version des MUST Screenings zur Verfügung.
Leitliniengerechte Versorgung: Darum ist das Screening und Assessment bei einer Mangelernährung bei Krebs so wichtig
Unabhängig vom verwendeten Instrument empfiehlt die S3-Leitlinie Klinische Ernährung in der Onkologie, die Ernährungssituation bei onkologischen Patient:innen frühzeitig zu analysieren. Demnach sollten Sie beim Erstkontakt und danach mindestens alle vier bis acht Wochen ein Screening des Ernährungszustands durchführen. Für Patient:innen, die dabei auffallen, empfiehlt die Leitlinie ein weitergehendes Assessment. Es geht dann darum, Art und Umfang der Nahrungsaufnahme, ernährungsrelevante Symptome, Körper- und Muskelmasse, Leistungsfähigkeit und Hinweise auf eine systemische Inflammation zu erfassen.
Ernährungstherapie bei Krebs
Neben der eigentlichen Krebstherapie können viele weitere Maßnahmen unterstützend durchgeführt werden, um zum Beispiel Nebenwirkungen zu lindern, Komplikationen bestmöglich zu verhindern und die Lebensqualität Ihrer Patient:innen zu steigern. Zu diesen Maßnahmen der sogenannten Supportivtherapie zählen auch jene, die den Ernährungsstatus Ihrer Patient:innen erhalten oder verbessern sollen.
In der S3-Leitlinie Klinische Ernährung in der Onkologie empfehlen die Autor:innen, onkologische Patient:innen beim Erstkontakt und danach regelmäßig auf das Risiko einer Malnutrition beziehungsweise auf bereits vorliegende Defizite zu untersuchen. Im weiteren Verlauf geht es darum, einer Mangelernährung vorzubeugen oder Ernährungsdefizite bestmöglich zu behandeln. Hierzu verweist die Leitlinie unter anderem auf den Einsatz von Trink- und Sondennahrungen.
Ziele und Möglichkeiten der Ernährungstherapie in der Onkologie
Die Ziele einer Ernährungstherapie sind vielfältig. In erster Linie geht es um die Stabilisierung des Ernährungszustandes. Damit einhergehend soll die Optimierung der körperlichen Leistungsfähigkeit und der Lebensqualität sowie Verbesserung der Verträglichkeit der Krebsbehandlung und Prognose erzielt werden.
Erste Ernährungsmaßnahmen wie Ernährungsberatung und Anreicherung der normalen Nahrung mit Kalorien sind mit fortschreitender Mangelernährung und Tumorkachexie oft nicht mehr effektiv. Im nächsten Schritt können dann orale Trinknahrungen eine sinnvolle Option darstellen. Sind auch sie nicht wirksam – beispielsweise weil Strahlenenteritiden, ein chronischer Ileus, Verwachsungen oder ein Kurzdarmsyndrom die Aufnahme, Verdauung oder Resorption zu sehr einschränken oder verhindern – sollten die Nährstoffe mithilfe einer Sonde oder parenteral zugeführt werden.
Patient:innen mit eingeschränkter Nahrungsaufnahme oder Mangelernährung haben ein hohes Risiko für eine weitere, rasche Verschlechterung des Ernährungszustands. Die Leitlinien-Empfehlung, frühzeitig Trink- und Sondennahrungen einzusetzen, gewinnt vor diesem Hintergrund besonderes Gewicht.
Positive Effekte von Trink- und Sondennahrungen in der Ernährungstherapie in der Onkologie
Prospektiv randomisierte Studien zeigen, dass eine Ernährungsberatung und der Einsatz oraler Trinknahrungen die Energie- und Proteinaufnahme steigern und damit einhergehend Komplikationen, Therapieverschiebungen und den Gewichtsverlust unter antitumoraler Behandlung vermindern können. Darüber hinaus können Ernährungsberatung und medizinische Trinknahrung die Lebensqualität verbessern – dies belegt eine Metaanalyse von 13 randomisierten und kontrollierten Studien mit insgesamt 1.414 onkologischen Patient:innen mit Mangelernährung oder einem Risiko für Mangelernährung. Die Ernährungsintervention führte zu einer signifikanten Verbesserung von Aspekten wie emotionaler Funktion, Dyspnoe, Appetitlosigkeit und der allgemeinen Lebensqualität.
Auch Sondennahrung kann, sofern sie notwendig ist, den Ernährungszustand stabilisieren und einen Gewichtsverlust verhindern und folglich einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität von Krebspatient:innen ausüben.
Erfahren Sie, wie Patientin Frau Koch ihren Gewichtsverlust mit unserer Trinknahrung Fortimel erfolgreich bekämpft hat und wieder therapiefähig wurde.
Wenn auch Ihre onkologischen Patient:innen unter Gewichtsverlust leiden, können wir von Nutricia unterstützen. Als führender Anbieter von Trink- und Sondennahrung haben wir ein breites Produktportfolio, damit ihre Patient:innen während der Krebstherapie optimal versorgt werden.
Trink- und Sondennahrungen von Nutricia für Ihre onkologischen Patient:innen
Wir bieten ein umfangreiches Programm an Trink- und Sondennahrungen für die orale Nahrungssupplementation beziehungsweise enterale Ernährung bei Krebserkrankungen an.
In vielen Fällen sind medizinische Trink- und Sondennahrungen sowie die notwendigen Hilfsmittel verordnungsfähig. Detaillierte Informationen zu Möglichkeiten der Verordnung von Produkten zur enteralen Ernährung finden Sie hier.
Wenden Sie sich an unsere Produktberatung
Für Ihre Fragen zu unserem Produktsortiment zur Ernährungstherapie in der Onkologie oder zu medizinisch enteralen Ernährung steht Ihnen unser Expertenteam zur Verfügung. Unsere kompetenten Ansprechpersonen nehmen sich gerne Zeit für all Ihre Fragen. Kontakt aufnehmen
Mehr Nährstoffe durch medizinische Trinknahrungen mit Fortimel
Trinknahrungen sind oft leichter einzunehmen als normale Mahlzeiten und liefern neben Makronährstoffen wie Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten auch Mikronährstoffe, die für eine optimale Ernährung notwendig sind. Trinknahrungen sind daher in der Regel effektiver als eine einseitige Anreicherung der normalen Kost. Für die besonderen Ernährungsbedürfnisse von onkologischen Patient:innen mit krankheitsbedingter Mangelernährung empfehlen wir folgende Trinknahrungen:
- Fortimel Compact Protein: eine hochkalorische und eiweißreiche Trinknahrung (306 kcal und 18 g Protein / 125 ml Flasche) ohne Ballaststoffe, glutenfrei und laktosearm. Erhältlich in 9 Geschmacksrichtungen.
Mit unseren medizinischen Trinknahrungen können Sie eine Mangelernährung bei Ihren onkologischen Patient:innen verhindern oder sie mildern. Sie sorgen während der Krebstherapie für eine optimale Nährstoffversorgung der Betroffenen.
Sondennahrungen: Zuverlässige Nährstoffversorgung mit Nutrison
Wenn die orale Nahrungsaufnahme so weit eingeschränkt ist, dass ein adäquater Ernährungsstatus nicht mehr erhalten werden kann, kann mithilfe vollbilanzierter und kalorienreicher Sondennahrung eine zuverlässige Energie- und Nährstoffversorgung gewährleistet werden. Unter anderem können unsere folgenden Sondennahrungen die bedarfsgerechte Ernährung von onkologischen Patient:innen unterstützen:
- Nutrison Energy Multi Fibre ist eine vollbilanzierte, hochkalorische Sondennahrung (1,5 kcal/ml) mit Ballaststoffmischung, Omega-3-Fettsäuren und einer Molkenprotein-dominierten Proteinmischung.
- Nutrison Protein Plus Multi Fibre ist eine vollbilanzierte, hochkalorische proteinreiche Sondennahrung (1,28 kcal/ml) mit unserer Ballaststoffmischung mf6, die das Auftreten von Diarrhoe reduzieren kann. Zusätzlich ist sie angereichert mit Omega-3-Fettsäuren und der Proteinanteil besteht aus unserer patentierten P4-Proteinmischung.
- Nutrison Protein Plus ist eine ballaststofffreie, vollbilanzierte, eiweißreiche und hochkalorische (1,25 kcal/ml) Sondennahrung, die mit Omega-3-Fettsäuren angereichert ist und unsere patentierte P4-Proteinmischung enthält.
Sondenernährung mit Flocare Applikationstechnik bietet maximale Sicherheit in der Ernährungstherapie bei Krebs
Unsere Flocare Technikprodukte für die Applikation von Sondennahrung sind systemtechnisch perfekt auf unsere Sondennahrungen abgestimmt. Dies bietet größtmögliche Sicherheit bei der enteralen Ernährung.
Auch durch die farbliche Gestaltung unserer Hilfsmittel ist die Applikation noch sicherer: Für Ernährungspumpen, Überleitgeräte und das passende Zubehör zur enteralen Ernährung haben wir die Farbe Lila gewählt. So kann eine Verwechslung mit Produkten für die parenterale Ernährung leicht verhindert werden. Zudem erfüllen unsere Produkte den ENLock/ENPlus Sicherheitsstandard. Flocare ist auch kompatibel mit Produkten anderer Unternehmen.
Das Nutricia Homecare Service ist Partner für medizinisches Fachpersonal und Patient:innen
Ein wichtiger Baustein für den Therapieerfolg von Erkrankten ist unserer Meinung nach eine gute Compliance und die Vermeidung von Komplikationen in der medizinischen Ernährung. Genau darum kümmert sich das Nutricia Homecare Service Team: Für Sie als medizinisches Fachpersonal ist es bereits vor der Entlassung Ansprechpartner – und später Ihr verlängerter Arm direkt zum/zur Patient:in sowie zu den Angehörigen. Für eine hohe Therapietreue und für den bestmöglichen Therapieerfolg.
- Arends J et al. Klinische Ernährung in der Onkologie, Aktuel Ernahrungsmed 2015
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