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Von Stillen über Milchnahrung bis zu Beikost und Baby Led Weaning – die Ernährung im ersten Lebensjahr ist so individuell wie es jedes Baby ist. Erfahren Sie hier alles zur Ernährung in den ersten zwölf Monaten, zur Rolle von Prä-, Pro- und Postbiotika, zur Vitaminversorgung mit Vitamin D und Vitamin K, zu einem möglichen Eisenmangel und zu den Besonderheiten vegetarischer oder veganer Ernährung von Säuglingen.
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Präbiotika, Probiotika und Postbiotika
Ein gesunder Darm ist die Voraussetzung für die Entwicklung eines starken Immunsystems. Während das Immunsystem bereits im Mutterleib gestärkt wird, beginnt der Aufbau der Darm-Mikrobiota (früher Darmflora genannt) erst mit der Geburt. Die Entwicklung eines gesunden Darms ist von mehreren Faktoren abhängig: Zentral sind die Art der Geburt, die frühkindliche Ernährung oder auch Antibiotikabehandlungen.
Was sind Prä- und Postbiotika?
Probiotika sind nützliche Mikroorganismen, die sich im Darm ansiedeln und eine positive Wirkung auf die Gesundheit haben. Sie tragen dazu bei, dass der Verdauungsprozess reibungslos ablaufen kann und sorgen für einen pH-Wert, durch den sich potenziell krankheitserregende Bakterien nicht mehr vermehren können. So beugen sie Erkrankungen vor und stärken die körpereigene Abwehr. Es ist daher sehr förderlich, wenn viele dieser Bakterien den Darm besiedeln. Dazu gehören unter anderem die Bifidobakterien.
Probiotische Bakterien benötigen Ballaststoffe
Um den Darm aktiv und gesund zu halten, brauchen die probiotischen Bakterien jedoch geeignete Nährstoffe. Ihre Nahrung sind Präbiotika. Das sind unverdauliche Kohlenhydrate – auch Ballaststoffe genannt. Diese finden sich beispielsweise in Spargel, Zwiebeln, Lauch, Knoblauch oder auch Bananen. Da Präbiotika – wie die meisten Nahrungsmittel – beim Kochen wichtige Teile ihrer Inhaltsstoffe verlieren, lautet der Rat, die Lebensmittel roh, zum Beispiel in Salaten, zu verwenden. Werden ausreichend Präbiotika mit der Nahrung aufgenommen, steigt die Zahl an positiven Bakterien und die schädigenden Bakterienstämme haben weniger Möglichkeiten, sich anzusiedeln – das hilft, Krankheiten vorzubeugen und das Immunsystem zu stärken.
Die Rolle von Muttermilch
Die beste Nahrung für Neugeborene ist Muttermilch. Sie versorgt das Kind mit allen wichtigen Nährstoffen und unterstützt die Entwicklung des Darms sowie der Darm-Mikrobiota Muttermilch fördert die bakterielle Besiedelung des Darms und das Wachstum von nützlichen Bakterien. So wird auch das Immunsystem gestärkt und auch der Entwicklung von Allergien kann durch das Stillen vorgebeugt werden. Aktuelle Studien zeigen, dass insbesondere die hohe Diversität sowie die Menge an Oligosacchariden, sogenannte Präbiotika, und der Gehalt an Bakterien, die Probiotika, in der Muttermilch dafür verantwortlich sind. Erfahren Sie mehr zu den Vorteilen von Muttermilch.
Probiotika-Einnahme bereits in der Schwangerschaft empfohlen
Auch in der Schwangerschaft sind diese positiven Bakterien bereits von Vorteil: Wissenschaftliche Untersuchungen geben Grund zur Annahme, dass Kinder weniger zu Neurodermitis neigen, wenn ihre Mütter während der gesamten Schwangerschaft regelmäßig Probiotika (zum Beispiel Bifidobacterium breve M-16V oder Bifidobacterium longum BB536) zu sich nehmen1.
Bioaktive Substanzen modulieren Immunsystem
Neben Prä- und Probiotika haben auch die sogenannten Postbiotika positive Auswirkungen auf den frühkindlichen Darm. Postbiotika sind bioaktive Substanzen, die durch kontrollierte Fermentierungsprozesse von Probiotika, zum Beispiel Milchsäurebakterien, erzeugt werden – also Produkte, die im natürlichen Stoffwechsel der Bakterien entstehen, wie kurzkettige Fettsäuren. Wissenschaftler:innen fanden erste Hinweise darauf, dass Postbiotika entzündungshemmende Eigenschaften besitzen, das Wachstum von pathogenen Bakterien hemmen und hierüber das Immunsystem unterstützen2; 3.
Formulanahrungen – von der Muttermilch inspiriert
Um die protektiven Eigenschaften der Muttermilch zu nutzen, entwickelten Forscher:innen spezielle Formulanahrungen – wie Aptamil Pronutra mit Präbiotika und Postbiotika. So imitieren diese Milchnahrungen den bifidogenen Effekt der Muttermilch und fördern die Entwicklung eines starken Immunsystems und einer gesunden Darm-Mikrobiota – sie prägen somit die Gesundheit der Babys von Anfang an4. Laden Sie sich hier unsere Broschüre „Hilfestellung zur Auswahl einer Säulingsanfangsnahrung” herunter. Weitere Informationen zu den Produkt- und Servicelösungen von Aptamil finden Sie in unserem Aptamil Portfolio Folder für Fachkreise.
Mehrere Studien zeigten außerdem, dass durch eine geeignete Nahrungsauswahl im Säuglingsalter, beispielsweise durch die Kombination aus Prä- und Probiotika, die Ausbildung einer oralen Toleranz gefördert werden kann, zum Beispiel für Fremdeiweiße in der Nahrung. Dadurch ist eine normale Toleranzentwicklung möglich und Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien können reduziert werden5; 6.
Nicht alle Säuglingsnahrungen enthalten Kombinationen aus Prä- und Probiotika beziehungsweise prä- und postbiotischen Bestandteilen – und damit das Potential, das Immunsystem durch eine gesunde Darm-Mikrobiota zu unterstützen. Damit das Baby also tatsächlich von all diesen positiven Effekten profitieren kann, sollten Eltern genau darauf achten, für welche Nahrung sie sich entscheiden. Aptamil bietet eine Vielzahl von hochwertigen Produkt- & Servicelösungen an – abgestimmt auf die Bedürfnisse von Eltern und Babys. Hier finden Sie weitere Informationen zu Aptamil und zu unserem Produktsortiment.
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- Enomoto T, et al. Effects of bifidobacterial supplementation to pregnant women and infants in the prevention of allergy development in infants and on fecal microbiota. Allergol. Int. 2014;63 575–585.
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- Brooks C1, Pearce N, Douwes J. The hygiene hypothesis in allergy and asthma: an update. Curr Opin Allergy Clin Immunol. 2013;13(1):70-7.
Vitamin D & K für Babys
Muttermilch enthält nahezu alle für das Baby lebenswichtigen Vitamine in ausreichenden Mengen. Ausnahmen stellen Vitamin D und Vitamin K dar, für die spezielle Empfehlungen für Neugeborene vorliegen.
Vitamin D für Neugeborene
Vitamin D ist unter anderem für den Knochenaufbau wichtig. Sonnenlicht ist eine natürliche Quelle für die Eigenproduktion von Vitamin D. Von Oktober bis Ende April bildet der Mensch aufgrund der geringen UV-Strahlung in unseren Breitengraden nur wenig eigenes Vitamin D in der Haut.
Im Säuglingsalter reicht die Vitamin-D-Versorgung durch die Muttermilch zur Bedarfsdeckung nicht aus. Muttermilch enthält 12 bis 60 IE Vitamin D pro Liter. Um die altersgerechte Mineralisierung des im ersten Lebensjahr stark wachsenden Skelettsystems zu ermöglichen, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ)1:
- Besonderes Augenmerk auf Risikogruppen (unter anderem durch regelmäßige Kontrollen des 25-Hydroxyvitamin-D-Spiegels im Serum). Dazu zählen:
- vegetarisch ernährte Kinder
- Personen mit dunkler Hautpigmentierung
- Personen mit limitierter Sonnenlichtexposition (zum Beispiel chronisch Kranke)
- Erhöhung der Vitamin-D-Zufuhr durch Supplemente: Für alle Säuglinge in Deutschland wird zusätzlich zur Vitamin-D-Zufuhr mit Muttermilch oder Säuglingsnahrung eine orale Supplementierung mit 400 bis 500 IE Vitamin D3/Tag bis zum zweiten erlebten Frühsommer mit dann höherer UV-Exposition und Vitamin-D-Eigensynthese, also je nach Geburtszeitpunkt für die Dauer von einem bis 1 ½ Jahren, empfohlen.
Für Kinder jenseits des 2. Lebensjahres gilt: Geschützte Sonnenlichtexposition in den Monaten April bis September zwei Mal pro Woche 5 bis 30 Minuten zwischen 10 und 15 Uhr mit unbedecktem Kopf, freien Armen und Beinen sowie intensiver Bewegung (mindestens eine Stunde täglich) im Freien
Zur Vitamin-D-Prophylaxe für Neugeborene wird empfohlen
- 400 bis 500 IE (Internationale Einheiten) Vitamin D3 pro Tag bis zum zweiten erlebten Frühsommer (also für Kinder von circa ein bis anderthalb Jahren)
- kombiniert mit der Fluoridprophylaxe
Ausführliche Informationen zum Vitamin-D-Mangel nach dem ersten Lebensjahr können Sie auf unserer Seite „Kleinkindernährung” nachlesen.
- Wabitsch, M., Koletzko, B., Moß, A. Vitamin-D-Versorgung im Säuglings-, Kindes- und. Monatsschr Kinderheilkd 2011
Neugeborenes zittert: Sind neonataler Tremor und Vitamin-D-Mangel verknüpft?
Die Ursachen für neonatales Zittern sind in der Regel harmlos. Wegen des unreifen Nervensystems der Neugeborenen, tritt es in den ersten Lebenstagen häufig als Reaktion auf unterschiedliche Stimuli auf1.
Neue Fallbeispiele zeigen allerdings, dass ein neonataler Tremor auch ein Anzeichen für einen Vitamin-D-Mangel bei Neugeborenen sein kann2: Ärzten und Ärztinnen des Howard University Hospitals beschreiben zwei reif geborene Kinder, die, mit Ausnahme eines Tremors, gesund waren. Während eines ausschließlich gestillt wurde, erhielt das andere Säuglingsnahrung. Bei beiden konnte ein Vitamin-D-Mangel bestätigt werden.
Vitamin D zur Rachitis-Prophylaxe
Da es essentiell für die Entwicklung von Knochen und Zähnen ist, brauchen Neugeborene besonders viel Vitamin D. Zur Rachitis-Prophylaxe empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (DGKJ) deshalb im ersten Lebensjahr unabhängig von der Vitamin-D-Produktion durch UV-Licht und unabhängig von der Ernährung die tägliche Gabe einer Vitamin-D-Tablette von 10 bis 12,5 µg (400 bis 500 IE). Die Prophylaxe kann im zweiten Lebensjahr in den Wintermonaten fortgeführt werden3. Außerdem ist Vitamin D wichtig für die Infektabwehr4 der Säuglinge und hat gleichzeitig immunregulatorische Funktionen, die der Entstehung von Autoimmunerkrankungen vorbeugen5.
- Huntsman RJ, Lowry NJ, Sankaran K (2008) Nonepileptic motor phenomena in the neonate. Paediatr Child Health 13(8):680-684.
- Collins M, Young M. (2017) Benign Neonatal Shudders, Shivers, Jitteriness, or Tremors: Early Signs of Vitamin D Deficiency. Pediatrics [e-pub].
- „Vitamin-D-Mangel/Rachitisprophylaxe“, unter: https://www.kinderaerzte-im-netz.de/altersgruppen/das-erste-jahr/richtige-ernaehrung/vitamin-d-mangel-rachitisprohylaxe/ (abgerufen am 02.01.2018).
- Fabri M, et al. (2011) Vitamin D Is Required for IFN-g-Mediated Antimicrobial Activity of Human Macrophages. Sci Transl Med 3(104):104ra102.
- Szodoray P, et al. (2008) The complex role of vitamin D in autoimmune diseases. Scand J Immunol 68(3):261-9.
Vitamin K für Neugeborene
Eine weitere Ausnahme hinsichtlich einer nicht ausreichenden Vitaminzufuhr stellt Vitamin K dar. Es spielt unter anderem eine wichtige Rolle in der Blutgerinnung, liegt aber, wie auch Vitamin D, in nur relativ geringen Mengen in der Muttermilch vor. Weiterhin verfügt ein Neugeborenes nur über unzureichende Vitamin-K-Reserven. Daher ist bei Neugeborenen eine Vitamin-K-Prophylaxe zur Prävention von Vitamin-K-Mangel-Blutungen Standard.
Die DGKJ empfiehlt zur Vitamin-K-Prophylaxe weiterhin1:
Effektivste Form:
- einmalige intramuskuläre Gabe rasch nach der Geburt, diese wird empfohlen bei:
- Reifgeborenen mit schlechtem Allgemeinzustand
- Verdacht auf Resorptionsstörungen
- Zweifeln an der Durchführbarkeit der dreimaligen oralen Vitamin-K-Gabe
- Bei Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1.500 g
- Wegen nicht hinreichender Schutzwirkung wird eine niedrig dosierte postnatale Vitamin-K-Gabe von 1 mg oral mit nachfolgender täglicher Gabe von 25 µg oral nicht empfohlen.
Effektiv und weiterhin empfohlen:
- Dreimalige orale Vitamin-K-Gabe jeweils am ersten Lebenstag (U1)
- Zwischen dem dritten und dem zehnten Lebenstag (U2) und
- Erneut zwischen der vierten und sechsten Lebenswoche (U3).
- Dies kann aber nicht alle Fälle späterer Vitamin-K-Mangel-Blutungen verhindern.
In ihrer aktuellen Ergänzung von 2014 empfiehlt die DGKJ bezüglich der intravenösen Verabreichung von Vitamin K2:
- Routinemäßige intravenöse Vitamin-K-Verabreichungen sollten auf die erste Gabe unmittelbar nach der Geburt (U1) beschränkt bleiben.
- Kontraindiziert bei Neugeborenen mit erhöhtem Bilirubinspiegel im Serum (Hyperbilirubinämie und physiologischer Neugeborenenikterus) (U2).
- Bei sehr unreifen Frühgeborenen bedarf eine intravenöse oder intramuskuläre Vitamin-K-Gabe nach der Geburt im Alter von einem Monat (U3) einer Ergänzung durch eine orale Vitamin-K-Gabe.
- Bührer, C., Genzel-Boroviczény, O., Jochum, F., Kauth, T., Kersting, M., Koletzko, B., Mihatsch, W., Przyrembel, H., Reinehr, T., von Kries, R., Zimmer, K. Vitamin-K-Prophylaxe bei Neugeborenen: Empfehlungen der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ). Monatsschr Kinderheilkd 2013;161:351-3
- Bührer, C., Genzel-Boroviczény, O., Jochum, F., Kauth, T., Kersting, M., Koletzko, B., Mihatsch, W., Przyrembel, H., Reinehr, T., von Kries, R., Zimmer, K. Vitamin-K-Prophylaxe bei Neugeborenen: Ergänzung zu den Empfehlungen der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ). Monatsschr Kinderheilkd 2014;162:62-3
Eisenmangel bei Säuglingen
Eisen zählt zu den essenziellen Spurenelementen und ist somit für jede Person, egal ob klein oder groß, lebensnotwendig1.
Wofür braucht der Körper Eisen?
Es ist an wichtigen Prozessen im menschlichen Körper beteiligt: Im roten Blutfarbstoff Hämoglobin wird es an Erythrozyten gebunden, um Sauerstoff zu transportieren und den Körper ausreichend damit versorgen zu können2. Auch im Muskelprotein Myoglobin ist es vorhanden und sorgt dafür, dass Muskeln und Organe zuverlässig arbeiten können. Das Spurenelement ist an zahlreichen weiteren biochemischen und physiologischen Vorgängen beteiligt, auch auf die geistige Entwicklung kann es Einfluss haben.
Obwohl Eisen in vielen Lebensmitteln wie Fleisch, Hülsenfrüchten und auch einigen Gemüsesorten enthalten ist, werden in Deutschland die Zufuhrempfehlungen von keiner Altersgruppe bis ins Rentenalter erreicht3. Eine repräsentative Verzehrsstudie bei Säuglingen und Kleinkindern in Deutschland (VELS) kam zu ähnlichen Ergebnissen: Im Alter von 0 bis 4 Jahren wurde nur etwa 80 % der empfohlenen Eisenzufuhr erreicht1. Dennoch tritt eine schwere Eisenmangelanämie in Deutschland nur in sehr wenigen Fällen auf3.
Warum hat eine gesicherte Eisenaufnahme vor allem im Säuglings- und Kleinkindalter große Bedeutung?
In den ersten beiden Lebensjahren reicht die Eisenzufuhr für die schnelle Vermehrung der Körpermasse oft nicht aus4. Wegen des Eisenbedarfs des Gehirns im Wachstum ist eine ausreichende Versorgung in der Kindheit von großer Bedeutung. Ein Neugeborenes bringt aufgrund des hohen Hämoglobingehalts im fetalen Blut und der Eisenaufnahme über die Plazenta bereits seinen eigenen Eisenspeicher mit. Nach den ersten sechs Lebensmonaten sind die endogenen Eisenspeicher aufgebraucht und der relative Eisenbedarf aus externen Quellen steigt auf ein Maximum an. Eine eisenreiche Beikost besonders ab dem 2. Lebenshalbjahr ist daher sehr entscheidend5.
Ursachen für Eisenmangel bei Säuglingen und Kleinkindern
Die Ursachen für einen Eisenmangel bei Säuglingen können vielfältiger Art sein. Bereits während der Schwangerschaft kann es zu einer Verringerung der neonatalen Eisenspeicher kommen, sofern die Mutter einen hohen Eisenmangel aufweist2.
Auch wenn die Muttermilch in den ersten Lebensmonaten weiterhin die beste Nahrungsquelle bleibt, ist der Eisengehalt der Muttermilch von Natur aus gering, ein Eisenmangel im frühen Kindesalter ist demnach keine Seltenheit. Im Rahmen der DINO Studie (Dortmund Intervention Trial for Optimization of Infant Nutrition) wurde der Eisenstatus von 76 Kindern 4, 7 und 10 Monate nach der Geburt bestimmt. Die Studie zeigt, dass Kinder, die im gesamten ersten Lebenshalbjahr voll gestillt wurden, im zweiten Lebenshalbjahr häufiger ein Eisendefizit aufweisen. Hier wurde der Ferritingehalt im Blut ermittelt6. Ein überdurchschnittlich hoher, früher Eisenmangel kann dann im Verlauf des Lebens zu neurologischen und kognitiven Defiziten führen, die möglicherweise nicht reversibel sind7.
Eine weitere Studie konnte zeigen, dass Muttermilch von Frauen, welche unter einer schweren Eisenmangelanämie leiden, einen signifikant geringeren Eisengehalt aufweist als normalerweise üblich. Bei Frauen, welche einen moderaten Eisenmangel haben, war dies nicht der Fall. Allerdings ist hier zu beachten, dass Anämien während der Schwangerschaft vor allem in Entwicklungsländern auftreten – in Deutschland handelt es sich meist um einen moderaten Eisenmangel8.
Eine eisenarme Ernährung im 2. Lebenshalbjahr und damit eine unzureichende Eisenzufuhr kann zu einem Eisenmangel beim Baby führen. Vor allem Säuglinge, welche sehr lange ohne zusätzliche Eisenergänzung gestillt werden oder Babys, welche vegan ernährt werden, weisen einen Eisenmangel auf2. Nach dem Ernährungsplan für das erste Lebensjahr des Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE) kann der steigende Bedarf im 2. Lebenshalbjahr nur zu 54 % aus der Beikost gedeckt werden9.
Daher ist die Einführung eisenreicher Beikost ab dem 6. Lebensmonat wichtig. Als erster Brei sollte der Kartoffel-Fleisch-Brei eingeführt werden. Eine vegetarische Ernährung mit eisenreichem Getreide ist möglich. Auch Folgenahrungen, die in ihrer Zusammensetzung ähnlich den Anfangsnahrungen sind, jedoch einen höheren Eisengehalt aufweisen, können im 2. Lebenshalbjahr sinnvoll sein, um die Eisenversorgung zu verbessern10, 11.
Symptome eines Eisenmangels bei Babys
In den meisten Fällen verläuft eine Eisenmangelanämie asymptomatisch. Lethargie, vermehrte Müdigkeit, Tachykardie und Appetitlosigkeit können aber Folgen eines anämischen Zustands sein2.
Besonders relevant sind Beeinträchtigungen der psychomotorischen und geistigen Entwicklung bei Kindern mit Eisenmangel. Eisen spielt hier eine entscheidende Rolle für die Funktion von verschiedenen Enzymen im Nervengewebe und ist somit verantwortlich für neurokognitive Defizite6.
Des Weiteren weisen verschiedene Forschungsergebnisse darauf hin, dass Eisen unterschiedliche Auswirkungen auf die Infektionsanfälligkeit haben kann. Eisenmangel kann Einfluss auf die Lymphozytenfunktion nehmen, wodurch die Anfälligkeit für Infektionen erhöht wird12-15.
Studie: Eisenmangel bei Säuglingen kann möglicherweise langanhaltende Folgen bis ins Jugendalter hinein haben
Die Wissenschaftlerin Jenalee Doom und ihr Forschungsteam untersuchten 1.657 Säuglinge vom ersten Lebensjahr bis ins Jugendalter, um die Langzeiteffekte von Eisenmangel auf das soziale Verhalten und die Psyche der Heranwachsenden zu untersuchen.
Es zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen Kindern mit einem Eisenmangel oder Eisenmangelanämie zwischen dem 12. und 18. Lebensmonat und Kindern ohne Eisenmangel. Symptome von sozialem Problemverhalten wie posttraumatischen Belastungsstörungen, ADHS und Aggressionen traten nach Beobachtung der Eltern in erheblich höherer Intensität bei Kindern auf, die unter Eisenmangel oder Eisenmangelanämie litten. Dabei spielte es keine Rolle, ob lediglich ein Mangel oder eine Anämie vorlag – laut Autor:innen besorgniserregend, da ein Mangel allein üblicherweise selten festgestellt und behandelt wird.
Kinder, die im Säuglingsalter Eisensupplemente erhielten, zeigten ein weniger auffälliges Verhalten als Kinder, die keine Supplemente bekamen. Viele andere untersuchten Parameter veränderten sich durch die zusätzliche Gabe von Eisen allerdings nicht signifikant.
Die Ergebnisse geben Hinweise auf die Ausprägung bestimmter Anzeichen, sind allerdings nicht als gesicherte Diagnosen zu verstehen und beruhen ausschließlich auf den Einschätzungen der befragten Eltern und Kinder7.
Eisenmangel vorbeugen bei vegetarischer/veganer Ernährung während der Schwangerschaft
Eine vegetarische oder vegane Ernährung ist in den westlichen Ländern immer beliebter geworden, allein in Deutschland ernähren sich schätzungsweise rund acht Millionen Menschen vegetarisch16. Obwohl sich Fachgesellschaften für eine pflanzenbetonte Ernährung aussprechen, raten sie von einer rein veganen Ernährung während der Schwangerschaft auf Grund eines zu hohen Risikos für einen Nährstoffmangel ab17.
Eine vegetarische Ernährung während der Schwangerschaft wiederum sei laut DGE möglich. Eisen gehört neben Folsäure und Jod zu den kritischen Nährstoffen einer vegetarischen Ernährungsform, daher tritt immer häufiger die Frage auf, welche Folgen es bei Säuglingen haben kann, wenn sich die Mutter für eine pflanzliche Ernährung entscheidet. Die Eisenspeicher des Neugeborenen werden während der Schwangerschaft auf Kosten der Speicher der Mutter angelegt, aus diesem Grund ist auf eine ausreichende Eisenversorgung während der Schwangerschaft und Stillzeit der Mütter zu achten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt während der Schwangerschaft und Stillzeit eine tägliche Eisenaufnahme von 30 mg, das Doppelte im Vergleich zu nicht schwangeren Frauen3.
Eisenreiche pflanzliche Lebensmittel wie Getreideprodukte aus Vollkorn, Gemüsearten wie Spinat, Erbsen, Fenchel, Mangold, Schwarzwurzeln sowie Hülsenfrüchte sollten in die Ernährung integriert werden. Eine Verbesserung der Eisenaufnahme gelingt, wenn zu eisenreichen pflanzlichen Lebensmitteln (zum Beispiel Hirse, Roggen, Blattgemüse, Bohnen, Linsen) immer ein Vitamin-C-reiches Lebensmittel (zum Beispiel Orangensaft), verzehrt wird.
Auch wenn von der Entscheidung zu einer vegetarischen Diät während der Schwangerschaft- und Stillzeit nicht abgeraten wird, wird auf eine ausreichende Eisenversorgung hingewiesen9. Nicht nur das Wohlbefinden der Mutter, sondern auch eine optimale Gesundheit des Kindes muss sichergestellt sein. Besonders Muttermilch spielt hier eine entscheidende Rolle und ist während der ersten Lebensmonate, besonders wegen der Nährstoffzufuhr die beste Nahrung für den Säugling. Ist Stillen nicht möglich, kann durch Verwendung von konventioneller, industriell hergestellter Säuglingsnahrung in den ersten Monaten eine ausreichende Nährstoffzufuhr auch in Bezug auf Eisen sichergestellt werden.
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Neugeborenenscreening: Krankheiten bei Neugeborenen erkennen
Seltene Erkrankungen stellen Ärzte und Ärztinnen und Patient:innen vor große Herausforderungen. Etwa 8.000 davon gibt es, beispielsweise das Adrenogenitales Syndrom, die Ahornsirupkrankheit oder der Biotinidasemangel.
Zusammengenommen leiden vermutlich etwa vier Millionen Menschen in Deutschland unter einer seltenen Erkrankung1. Die meisten dieser Krankheiten sind angeboren und einige so selten, dass die Wahrscheinlichkeit, betroffene Patient:innen jemals in der eigenen Praxis zu sehen, gegen Null geht1. Die Symptome sind oft unspezifisch und gerade kleine Patient:innen, erst recht Neugeborene und Säuglinge, können ihre Beschwerden nicht artikulieren. Die Folge: Eine Diagnose lässt meist lange auf sich warten, die Erkrankungen schreiten weiter voran, entwickeln oftmals geistige und körperliche Behinderungen, vielfach bleiben die Erkrankungen unerkannt und enden tödlich2.
Differentialdiagnostik: Ermittlung von Stoffwechsel- und Hormonstörungen
Um das zu verhindern, ist eine frühzeitige Diagnose entscheidend. Seit 45 Jahren gibt es in Deutschland daher das flächendeckende Neugeborenenscreening. Was Ende der 1960er Jahre mit der Phenylketonurie begann, wurde 2005 in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen3 und umfasst heute folgende Stoffwechsel- und Hormonstörungen4:
- Hypothyreose
- Adrenogenitales Syndrom (AGS)
- Biotinidasemangel
- Galaktosämie
- Phenylketonurie (PKU) und Hyperphenylalaninämie (HPA)
- Ahornsirupkrankheit (Maple Sirup Urine Disease, MSUD)
- Medium-Chain-Acyl-CoA-Dehydrogenase (MCAD)-Mangel
- Long-Chain-3-Hydroxy-Acyl-CoA-Dehydrogenase (LCHAD)-Mangel
- Very-Long-Chain-Acyl-CoA-Dehydrogenase (VLCAD)-Mangel
- Carnitinzyklusdefekte
○ Carnitin-Palmitoyl-Transferase-I (CPT-I)-Mangel
○ Carnitin-Palmitoyl-Transferase-II (CPT-II)-Mangel
○ Carnitin-Acylcarnitin-Translokase (CACT)-Mangel - Glutarazidurie Typ I (GA I)
- Isovalerianazidurie (IVA)
- Tyrosinämie Typ I
- Schwere kombinierte Immundefekte (SCID)
- Sichelzellkrankheit
- 5q-assoziierte spinale Muskelatrophie (SMA)
- Mukoviszidose (Cystische Fibrose – CF)
Aminosäuren, Fettsäuren oder Zucker sammeln sich im Körper an
Ist das Neugeborenenscreening auffällig, können genetische Veränderungen bei den untersuchten Stoffwechselerkrankungen dazu führen, dass Enzyme, die für den Abbau bestimmter Nährstoffe und Stoffwechselzwischenprodukte zuständig sind, nicht oder nicht ausreichend aktiv sind. Amino- und Fettsäuren sowie Zucker können nicht mehr abgebaut und Vitamine nicht adäquat genutzt werden.
Diätetische Maßnahmen wichtiger Teil der Behandlung
Diätetische Maßnahmen, Ernährungsumstellungen und -supplementierung können den Erkrankungen oftmals effektiv entgegenwirken, sodass sich die Prognose der betroffenen Kinder seit Einführung des Screenings erheblich verbessert hat5;6;7.
Beispiele dafür sind:
- Biotinidasemangel kann durch hochdosierte Biotin-Gabe behandelt werden.
- Phenylketonurie kann durch die Vermeidung von Speisen behandelt werden, die die Aminosäure Phenylalanin enthalten.
- Mukoviszidose führt durch die eingeschränkte Funktion der Bauchspeicheldrüse oft zu Untergewicht8. Um ein normales Gewicht zu halten, ist eine energiereiche Ernährung wichtig.
Entscheidend für den Erfolg all dieser Maßnahme: Jede Menge Disziplin bei Eltern und Kindern, denn gerade die ersten Lebensjahre sind entscheidend für Wachstum und Gehirnentwicklung.
Jenseits des Screenings: Breite Differentialdiagnostik erforderlich
Das Neugeborenenscreening wurde über die Jahre stetig erweitert – zuletzt um die Untersuchung auf Mukoviszidose9. Dennoch gibt es noch zahlreiche weitere seltene Erkrankungen, die sich bereits im Kindesalter zeigen. Bei unklaren Symptomen ist deshalb der diagnostische Spürsinn und ein offener Blick des Arztes oder der Ärztin für mögliche Differentialdiagnosen gefragt.
- Eidt D, et al. (2009) Maßnahmen zur Verbesserung der gesundheitlichen Situation von Menschen mit seltenen Erkrankungen in Deutschland. Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit.
- Deutsche Gesellschaft für Neugeborenenscreening e.V. Zielerkrankungen im Neugeborenenscreening, unter: http://www.screening-dgns.de/krankheiten.php (abgerufen am 09.01.2018)
- register.awmf.org/assets/guidelines/024-012l_S2k_Neugeborenenscreening_2022-02_01.pdf Stand: 2022
- Deutsche Gesellschaft für Neugeborenenscreening e.V. (2017) Richtlinien zur Organisation und Durchführung des Erweiterten Neugeborenenscreenings auf angeborene Stoffwechselstörungen und Endokrinopathien in Deutschland, unter: http://www.screening-dgns.de/Pdf/RichtlinienGesetze/Screeningrichtlinie-Richtlinie-ENS_2016.pdf (abgerufen am 09.01.2018)
- Tsai FC, et al. (2017) Experiences during newborn screening for glutaric aciduria type 1: Diagnosis, treatment, genotype, phenotype, and outcomes. J Chin Med Assoc 80(4):253-261.
- Porta F, et al. (2017) Neonatal screening for biotinidase deficiency: A 30-year single center experience. Mol Genet Metab Rep 20(13):80-82.
- Lindner M, et al. (2011) Efficacy and outcome of expanded newborn screening for metabolic diseases-report of 10 years from South-West Germany. Orphanet J Rare Dis 20(6):44.
- Stern M, et al. (2011) Mukoviszidose (Cystische Fibrose): Ernährung und exokrine Pankreasinsuffizienz. Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung.
- Deutsche Gesellschaft für Neugeborenenscreening e.V. (2017) Richtlinien zur Organisation und Durchführung des Neugeborenenscreenings auf Mukoviszidose in Deutschland, unter: http://www.screening-dgns.de/Pdf/RichtlinienGesetze/Screeningrichtlinie-Richtlinie-ENS_2016.pdf (abgerufen am 09.01.2018)
Baby Led Weaning: Start der Beikosteinführung
Beim „Baby Led Weaning“ (kurz: BLW) wird der Säugling nicht wie bisher mit Brei und Babynahrung aus dem Gläschen oder selbst zubereitet gefüttert, sondern greift selbstständig zu geeigneten und gegebenenfalls weichgekochten, in Stücken geschnittenen Lebensmitteln, die er zum Mund führt. Der Begriff ist allerdings missverständlich. Was zu Deutsch „Baby-gesteuertes Entwöhnen von Muttermilch“ bedeutet, sollte so keinesfalls wörtlich genommen werden. Denn bei dem relativ neuen Ernährungstrend geht es nicht ums Abstillen selbst, sondern um die Art und Weise der Beikosteinführung.
Mit dem Trend des BLW schwingt allerdings auch immer Kritik mit; eine mangelnde Eisenversorgung wird ebenso wie die eventuell fehlende Allergieprävention in Fachkreisen bemängelt. Bisher galt: Ab Beginn des fünften Lebensmonats zunächst der Gemüse-Kartoffel-Fleischbrei, nach und nach ergänzt durch weitere Lebensmittel wie Obst, begleitet vom Stillen, solange Mutter und Kind es wünschen1.
Beim BLW wird mit diesen Empfehlungen gebrochen. Stattdessen soll der Säugling ab dem sechsten Lebensmonat selbst entscheiden, was er essen möchte. Mit sechs Monaten seien die meisten Kinder laut Deutschem Hebammen Verband (DHV) durchaus in der Lage, ihr Essen selbst auszuwählen und zum Mund zu führen – kurzum: selbstständig zu essen. Der DHV spricht dabei von „Beikost nach Bedarf“ und gibt Eltern sowie Hebammen Ratschläge an die Hand, wann der Säugling bereit dafür ist2.
Die Beikostreifezeichen sind:
- deutliches Interesse am Essen der Eltern, zum Beispiel durch Greifen
- die Nahrung kann selbst ergriffen und zum Mund geführt werden
- das Sitzen ist mit nur wenig Unterstützung möglich
- der Zungenstreckreflex ist verschwunden oder kaum noch vorhanden
- die Bereitschaft zum Kauen ist vorhanden
- das Essen wird bei Sättigung verweigert
Der DHV hebt zudem die positiven Auswirkungen des Konzeptes hervor: Das selbstständige Ausprobieren und Kennenlernen lege die Grundlage für eine gesunde Ernährung, beuge Übergewicht vor und senke das Verlangen nach Süßigkeiten. Auch für die Hand-Mund-Auge-Koordination könnte das Konzept förderlich sein. Der DHV rät zudem: Gelassen bleiben und nicht drängen, wenn das Baby mal nichts oder wenig isst.
Eisenversorgung und Allergieprävention können auf der Strecke bleiben
Hier setzen der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ) und die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) an1,3. Sie sehen die Gefahr einer unzureichenden Nährstoffversorgung durch zu geringe Nahrungsaufnahme durch den Säugling.
Eine Studie des Forschungsdepartments Kinderernährung (FKE) stützt diese Annahme4. Dort kommen die Autor:innen zu einem klaren Fazit: Beim Konzept des Baby Led Weanings bleibe der Beikostanteil bei vielen Kindern bis weit in das zweite Lebenshalbjahr gering, mit negativen Auswirkungen etwa auf die Allergie- und Zöliakieprävention.
Weil Säuglinge so häufig weniger verzehrten, sei der Beitrag zur Energiezufuhr zudem gering – insbesondere im zweiten Lebenshalbjahr, wenn die Versorgung durch Muttermilch allein nicht mehr vollständig ausreicht. Vor allem die ausreichende Versorgung mit Eisen könne so nicht mehr sichergestellt werden. Auch änderten Eltern ihre eigenen Ernährungsgewohnheiten meist nicht in dem Maße, dass das Kind durch „mitessen“ ein auf seine Bedürfnisse abgestimmtes Nahrungsmittelangebot vorfindet. Das FKE empfiehlt daher weiterhin die kalkulierbare und sichere Fütterung mit Brei und Löffel.
Welches Konzept sich letztlich durchsetzen wird, ist unklar. Insbesondere zum Baby Led Weaning liegen bisher nur begrenzt fundierte Daten vor, die eine Beurteilung der Ernährungsform erlauben. Eine Kombination der bewährten Breimahlzeiten und Fingerfood scheint laut BVKJ ein guter Mittelweg zu sein, um sowohl die optimale Versorgung des Säuglings sicherzustellen als auch das Erlebnis des selbständigen Essens zu ermöglichen.
- Bührer C, et al. (2014) Ernährung gesunder Säuglinge – Empfehlungen der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Monatsschr Kinderheilkd 6:527–538.
- Redeker S. (2015) Beikost nach Bedarf – Säuglingsernährung. Deutscher Hebammenverband e.V.
- Kinder- und Jugendärzte im Netz. (2017) Kinder-und Jugendärzte: Baby-led Weaning kann schaden! Pressemitteilung unter: https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/kinder-und-jugendaerzte-baby-led-weaning-kann-schaden/ (abgerufen am 27.02.2018)
- Hilbig A, et al. (2014) Beikost in Form von Breimahlzeiten oder Fingerfood. Monatsschr Kinderheilkd 162:616–622.
Vegetarische und vegane Ernährung für Babys und Kleinkinder
Vegetarisch, vegan, laktosefrei – stets erobern neue Ernährungstrends die Teller. Doch bekommen Kleinkinder, die vegetarisch ernährt werden, alle nötigen Nährstoffe für ihre Entwicklung?
Kleinkind vegetarisch ernähren: Kalorien- und Proteinzufuhr beachten
Wie verhält sich eine vegetarische Ernährung bei Kleinkindern und Babys? Auch im Baby- und Kleinkindalter ist eine ausgewogene vegetarische Ernährung möglich und liefert genügend Energie und Nährstoffe1. Jedoch sollten Eltern das Wachstum ihrer Kinder regelmäßig überwachen und sicherstellen, dass sie genügend Kalorien und Protein zu sich nehmen. Der Bedarf der empfohlenen Fettmenge von Kleinkindern beträgt 30 bis 40 % der Gesamtenergie, bei Erwachsenen 30 %. Sojaprodukte, Avocados oder beispielsweise Nussbutter (in Maßen) können diesen decken2.
Kinder vegetarisch ernähren: Welche Empfehlungen gibt es?
- Damit sich Kinder mit vegetarischer Ernährung optimal entwickeln, sind die Aufnahme folgender Nährstoffe besonders wichtig: ausreichende Mengen an Protein, Jod, essentielle Fettsäuren, Eisen, Zink und Kalzium1.
- Typische Eisen- und Kalziumquellen zur Vorbeugung einer unzureichenden Eisenversorgung sind Bohnen und grünes (Blatt-)Gemüse, zum Beispiel Brokkoli oder Mangold2.
- Um die Verfügbarkeit des Eisens zu verbessern, sollten beispielsweise Vitamin-C-reiche Säfte zu den Mahlzeiten getrunken werden.
- Darüber hinaus sind Vitamin B12 und Vitamin D essentiell für eine gesunde Blut- und Nervenfunktion1;2.
- In vielen handelsüblichen Getreidesorten ist Vitamin B12 zugesetzt, Vitamin D stellt der Körper mit Hilfe des Sonnenlichts her2.
- Bei Bedarf sollte auf jeden Fall in Erwägung gezogen werden, Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen – insbesondere bezogen auf Vitamin B12, Vitamin D, Eisen und Jod.
Werden alle diese einzelnen Nährstoffkomponenten ausreichend berücksichtigt, ermöglicht eine geplante vegetarische Ernährung in allen Stadien des Wachstums eine gesunde Ernährung – von der Geburt bis ins Erwachsenenalter1.
Von veganer Ernährung für Kleinkinder und Babys wird abgeraten
Anders sieht es hingegen mit rein veganer Ernährung von Kleinkindern und Babys aus. Hier besteht laut dem Netzwerk Gesund ins Leben im Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) die Gefahr eines Nährstoffmangels, der die Gesundheit der Kinder gefährden kann. Deshalb wird von der BZfE eine rein vegane Ernährung von Kindern abgelehnt3. Das Problem liegt hierin vor allem in der Einseitigkeit der Ernährung und je jünger das Kind ist, desto höher ist das Defizit an Nährstoffen – vorrangig Vitamin B124 . Aber es mangele den Kindern ebenfalls an Eiweiß, langkettigen Omega-3-Fettsäuren, Kalzium, Eisen, Jod, Zink, Selen, Vitamin D und B25. Der BVKJ rät Eltern, die ihre Kinder vegan oder vegetarisch ernähren, Rat bei Ernährungsexpert:innen zu holen6.
- Amit M. Vegetarian diets in children and adolescents. Paediatrics & Child Health. 2010;15(5):303–308.
- Physicians Committee for Responsible Medicine “Vegetarian Diets for Children: Right from the Start” unter: https://www.pcrm.org/health/diets/vegdiets/vegetarian-diets-for-children-right-from-the-start (abgerufen am 02.08.2018).
- https://www.bzfe.de/ernaehrung/ernaehrungswissen/in-bestimmten-lebensphasen/wenn-kinder-kein-gemuese-moegen/vegane-ernaehrung-fuer-kleinkinder-ungeeignet/
- Koletzko B, Armbruster M, Bauer C-P: Ernährung und Bewegung im Kleinkindalter. Handlungsempfehlungen des Netzwerks „Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie“, ein Projekt von IN FORM. Monatsschrift Kinderheilkunde 2013
- Richter M, Boeing H, Dorle Grünewald-Funk et al.: Vegane Ernährung. Position der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). Ernährungs Umschau 63, 92-102 (04/2016)
- https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/99334/Vegane-und-vegetarische-Ernaehrung-Kinderaerzte-raten-zu-Beratung?rt=0090fd140b44404d27aa9c8cbdf1439c
Frühkindliche Essstörungen: Was steckt dahinter?
Unter Fütter- und Essstörungen leiden etwa 15 bis 25 % aller gesunden Säuglinge1. Dauern diese an, können sie zur Bewährungsprobe für die Eltern-Kind-Beziehung werden. Das Problem: Die Diagnose gestaltet sich oft schwierig. Nicht selten ist eine frühkindliche Esstörung mit einer Gedeihstörung verbunden.
Denn für den Kinderarzt oder die Kinderärztin ist die Unterscheidung zu zeitweise auftretenden Fütterproblemen alles andere als einfach. Wird die Diagnose „frühkindliche Essstörung“ schließlich gestellt, haben Eltern und das Kind oft schon einen monatelangen Leidensweg hinter sich.
Die möglichen Auslöser einer frühkindlichen Essstörung sind vielfältig, aber nur in etwa einem Viertel der Fälle ist eine organische Ursache der Grund dafür, etwa gastrointestinale Erkrankungen oder chronische Erkrankungen. In der Mehrzahl der Fälle liegt die Ursache bei den Bezugspersonen, also in der Regel bei den Eltern1.
In vielen Fällen beginnt mit der Nahrungsverweigerung des Säuglings ein Teufelskreis, dem sich die Eltern beziehungsweise Bezugspersonen nur schwer entziehen können. Ausreichendes Essen ist Grundvoraussetzung dafür, dass das Kind optimal gedeiht1. Eine pathologische Eltern-Kind-Beziehung ist dabei nicht zwangsläufig die Ursache. Im Gegenteil, der Auslöser kann sogar sehr simpel sein2.
Denn Art, Menge und Zeitpunkt der angebotenen Nahrung sind entscheidende Faktoren beim Füttern des Säuglings. Stimmen diese nicht mit seinen Bedürfnissen überein oder – so einfach es klingt – treffen Konsistenz und Geschmack gerade nicht die Vorlieben des Kindes, kann die Nahrung verweigert werden2. Die Erwartungen der Eltern oder der Bezugspersonen stimmen dann nicht mit den Bedürfnissen des Kindes überein. Es entsteht Frustration auf beiden Seiten: Die Erwartungen der Eltern werden nicht erfüllt, die Bedürfnisse des Kindes nicht befriedigt2.
Aus Sorge halten die Eltern oder Bezugspersonen dann keinen ausreichenden Abstand zur nächsten Mahlzeit ein, bieten immer häufiger und drängender Zwischenmahlzeiten an, die das Kind darum häufig wieder ganz oder teilweise ablehnt2. Unruhe und Frustration nehmen zu – das spürt auch das Kind, welches sich seinerseits bedrängt und frustriert fühlt und darum wiederholt die Nahrungsaufnahme verweigert und darum wiederholt die Nahrungsaufnahme verweigert - so entsteht ein Teufelskreislauf für alle Beteiligten.
Füttern wieder zum positiven Erlebnis machen
Essverhalten und Fütterungssituation bestimmen dann maßgeblich die Eltern-Kind-Beziehung. Versteht das Kind, dass es nicht primär für sich, sondern für die Eltern oder sein Umfeld isst, wird das Füttern zum Ventil, zum Hebel, um zu belohnen und zu bestrafen2. Aus dieser Spirale, aus zeitweise empfundener gegenseitiger Ablehnung und Frustration, auszubrechen, fällt ohne professionelle Hilfe schwer. Ziel ist es, möglichst frühzeitig zu intervenieren und den Eltern dabei zu helfen, Füttern wieder als positive Erfahrung und Befriedung kindeseigener Bedürfnisse zu gestalten.
Probleme aufzeigen, Auswege anbieten
Die Aufklärung der Eltern ist der erste Schritt, um das Problem zu lösen. Erst wenn diese begreifen, dass sie in einem Teufelskreis stecken, lässt sich dieser durchbrechen. Schuldgefühle und Frustration lassen sich dann leichter abbauen. Nur so lassen sich im zweiten Schritt notwendige Verhaltensänderungen und Regeln bei der Fütterung durchsetzen, zum Beispiel1,2:
- regelmäßige, feste Mahlzeiten einführen und beibehalten
- nur bei ausreichender Nahrungsaufnahme zwischendurch Essen erlauben
- auf die Nahrungswünsche des Kindes eingehen
- bei klarer Abwehrreaktion das Füttern abbrechen
- das Kind niemals zum Essen zwingen
In vielen Fällen lässt sich das Problem so lösen oder zumindest die Situation deutlich entspannen und auch eine mögliche Gedeihstörung vorbeugen – vorausgesetzt, die im Idealfall gemeinsam mit dem Kinderarzt oder der Kinderärztin erarbeiteten Regeln werden konsequent eingehalten. Spezialisierte Zentren bieten Hilfe und sollten frühzeitig in die Behandlung eingebunden werden.
Gemeinsame Mahlzeiten, Essenlernen und Bewegung
Auch das Essenlernen sowie die Bewegungsförderung nehmen eine Schlüsselrolle bei der Ernährung des Kindes im ersten Lebensjahr ein. Indem auf seine Signale eingegangen wird, lernt es, ein gesundheitsförderndes Essverhalten zu entwickeln. Die gemeinsame Zeit des Stillens und des Fütterns stärkt zusätzlich die Bindung zwischen Eltern und Kind.
Zudem ist ausreichende Bewegung für die gesunde Entwicklung des Säuglings förderlich, aber auch die stillende Mutter profitiert von einem körperlich aktiven Lebensstil. Dies hat zum Ziel, dass eine ausgewogene Ernährung sowie ausreichende Bewegungen bereits früh zur Gewohnheit werden zu lassen und dadurch das spätere Ernährungs- und Bewegungsverhalten positiv zu beeinflussen6.
Wie geht es nach dem 1. Lebensjahr weiter? Lesen Sie hier alles was Sie zum Thema Ernährung im Kleinkindalter wissen müssen.
- Hofmann-Aßmus M (2005) Wenn Kinder nicht essen wollen. Pharmazeutische Zeitung 10/2005.
- Kappes M. Ärztekammer Hamburg (2013) Eßstörungen bei Säuglingen und Kleinkindern.
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