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Ein Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache und wichtigste Ursache für Langzeitbehinderung bei Erwachsenen in Deutschland. Durchschnittlich erleidet in Deutschland alle zwei Minuten ein Mensch einen Schlaganfall – insgesamt geht man von etwa 270.000 Neuerkrankungen jährlich aus1. Zwar nehmen aufgrund der sehr guten Prävention und Therapie in Deutschland Neuerkrankungsrate und Sterblichkeitsrate ab, die absolute Zahl an Schlaganfällen nimmt allerdings aufgrund des demografischen Wandels zu.
In diesem Artikel gehen wir näher auf das Krankheitsbild ein. Dabei beleuchten wir vor allem die Rolle der Ernährung im Krankheitsverlauf beziehungsweise nach der Diagnose.
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Der Schlaganfall und seine Folgen
Ein Schlaganfall (Apoplex, Hirnschlag) kommt plötzlich und wird durch Gefäßverschlüsse oder Blutungen im Gehirn ausgelöst.
Typische akute Folgen eines Schlaganfalls sind
- einseitige Lähmung
- Taubheitsgefühle in Armen und Beinen
- Schluck-, Sprach-, Seh- und Gleichgewichtsstörungen
- Bewusstseins- und Wahrnehmungsstörungen
Zusätzlich können die genannten Symptome langfristig unter Umständen zu Depressionen führen.
Auswirkungen eines Schlaganfalls auf die Ernährung
Nach einem Schlaganfall sollten Betroffene besonders darauf achten, durch die geeignete Ernährungstherapie den Genesungsprozess zu unterstützen. Übergewicht ist ein Risikofaktor, einen Schlaganfall zu erleiden. Die Empfehlung von Fachgesellschaften, Gewicht abzunehmen, beziehen sich allerdings darauf, präventiv einen Schlaganfall zu vermeiden. Eine ungewollte Gewichtsabnahme nach einem Schlaganfall sollte dagegen vermieden werden. Bereits ein Gewichtsverlust von 3 kg unmittelbar nach dem Schlaganfall in der akuten Phase ist mit einer schlechteren Genesung verbunden2. Mangelernährung ist ein unabhängiger Risikofaktor für Sterblichkeit und Dauer des Krankenhausaufenthalts ist.
Dysphagie nach Schlaganfall
Für viele Betroffene ist es gar nicht so einfach, nach einem Schlaganfall ihr Gewicht zu halten. Dies hat verschiedene Gründe.
In der akuten Phase, unmittelbar nach dem Schlaganfall, leidet mindestens die Hälfte der Patient:innen an einer Dysphagie. Schluckstörung nach Schlaganfall ist ein Risikofaktor für einen verlängerten Krankenhausaufenthalt und eine erhöhte Pflegebedürftigkeit mit der Folge stärkerer Abhängigkeit nach Entlassung. Sie beeinflusst sowohl die Prognose als auch die Kosten der Krankheit und zählt zu dem häufigsten und zugleich gefährlichsten Symptom vieler neurologischer Erkrankungen. Betroffene haben ein mehr als 4-fach erhöhtes Risiko bezüglich einer frühzeitigen Entwicklung einer Aspirationspneumonie3.
Um diese Gefahr zu verringern, kann in dieser Phase eine orale Nahrungskarenz (NPO) notwendig sein. Damit dennoch eine ausreichende Versorgung mit Energie und lebenswichtigen Nährstoffen wie Eiweiß, Vitamine, Spuren- und Mengenelementen sicher gestellt ist, kann in diesen Fällen eine Sondenernährung notwendig sein. In vielen Fällen ist diese Art der Ernährung nur vorübergehend notwendig und wird nasogastral verabreicht.
Im Rahmen der logopädischen Therapie kann allmählich, je nach Zustand der Patient:innen, der orale Kostaufbau (unter anderem mithilfe von Andickungsmitteln) beginnen. Im Laufe der Dysphagie-Therapie verbessert sich die Schluckstörung in vielen Fällen wieder. Je nach Dysphagiegrad muss die Kost aber noch passiert, püriert und weich, teilweise Flüssigkeiten angedickt sein. Untersuchungen zeigen, dass Menschen mit dieser Diät der konsistenzadaptierten Kost meist weit weniger essen und trinken als sie sollten. Das Risiko einer Mangelernährung ist in dieser Phase sehr hoch, so dass eine supplementierende Sondenernährung sinnvoll sein kann. Sondennahrung ist vollbilanziert, d.h. sie kann die Basisversorgung mit Energie, Eiweiß und allen lebenswichtigen Nährstoffen sicherstellen, die mit kleinen Mahlzeiten ergänzt werden kann. Trinknahrungen können eine zusätzliche Unterstützung in der Ernährungstherapie sein, die Energie und Nährstoffe in kleinem Volumen liefern sowie angedickte Flüssigkeiten wie Getränke, Suppen oder Soßen, die bei einem sichereren Schlucken unterstützen sollen.
Auch 6 Monate nach dem Schlaganfall sind noch 10 % der Patient:innen von einer Schluckstörung betroffen. Abhängig vom Risiko, sich aufgrund dessen nicht ausreichend ernähren zu können, ungewollt an Gewicht zu verlieren und eine Mangelernährung zu entwickeln, kann in diesen Fällen eine dauerhafte Ernährung über eine Sonde sinnvoll sein und die Indikation zur Anlage einer PEG-Sonde (Magensonde) beziehungsweise PEJ-Sonde (Dünndarmsonde) gestellt werden.
Ernährung über die Sonde und normales Essen schließen sich nicht unbedingt aus: in vielen Fällen ist eine Kombination aus Sondennahrung. Trinknahrung und normalem Essen möglich.
Auch nach Rückbildung einer Dysphagie und der Wiedererlangung des Schluckvermögens sollte auf den Ernährungszustand der Betroffenen geachtet werden. In der Genesungsphase sollten Energie- und Nährstoffvorräte, die während der unmittelbaren Zeit nach dem Schlaganfall aufgebraucht wurden, wieder aufgefüllt werden. Trinknahrung kann unterstützen, um eine vorliegende Mangelernährung oder ein Risiko auf eine Mangelernährung zu vermindern oder die Wundheilung bei Vorliegen einer Wundheilungsstörung zu verbessern.
Eine Schluckstörung ist ein hohes Risiko, nach einem Schlaganfall an Gewicht zu verlieren. Sie ist aber nicht der alleinige Grund, dass sich nach einem Schlaganfall der Ernährungszustand verschlechtert. Unter anderem können Bewusstseinsstörungen, Wahrnehmungsdefizite, kognitive Funktionsstörungen, Paresen, Komorbiditäten aber auch die Versorgung in den Einrichtungen selbst zu einem schlechten Ernährungszustand beitragen.
Mangelernährung nach Schlaganfall
Ein Gewichtsverlust mit dem Risiko auf eine Mangelernährung sollte vermieden werden, denn ein guter Ernährungszustand hat hohen Einfluss auf den Behandlungserfolg und die Genesung. Untersuchungen4 belegen die Effizienz der Ernährungstherapie im klinischen Setting: Komplikationen und Mortalität sinken, eine verlängerter Verweildauer im Krankenhaus wird vermeiden, was zu Kosteneinsparungen führen kann.5 Eine gute Ernährungstherapie verbessert signifikant die Funktionalität, eine geringerer Behinderungsgrad unterstützt die Selbstständigkeit und erhöht vor allem die Lebensqualität.
Dennoch erhält das Thema nicht die notwendige Aufmerksamkeit, obwohl Mangelernährung weit verbreitet ist. Eine aktuelle Studie aus Deutschland6 zeigt: in der Rehabilitation ist mehr als die Hälfte von Schlaganfallbetroffenen mangelernährt bzw. vom Risiko einer Mangelernährung betroffen. Deshalb ist es wichtig, den Ernährungszustand von Schlaganfall-Patient:innen während ihrer gesamten Behandlung zu untersuchen und zu überwachen.
MUST Screening
Das MUST Screening ist eine international anerkannte Methode für den ambulanten Bereich, um Erwachsene mit einer Mangelernährung oder einem Risiko für Mangelernährung zu identifizieren. Es wird von Fachgesellschaften wie der DGEM empfohlen. Ermitteln Sie den Ernährungszustand schnell mit den aktuellen Daten von Gewicht und Größe anhand 3 kurzer Fragen. Zum MUST Screening
Wird ein Ernährungsrisiko erkannt, gilt es, eine rechtzeitige Ernährungsunterstützung einzuleiten5; 7 und einen möglichst schnellen und nachhaltigen Therapiefortschritt zu unterstützen. Dazu gehören unter anderem Trinknahrungen sowie enterale Sondennahrungen. Nutricia bietet Ihnen ein breites Sortiment für alle Phasen der Schlaganfalltherapie.
Klinik-Entlassung: Weitere Ernährungsunterstützung
Bei fortschreitendem Therapieverlauf kann der/die Patient:in aus der Reha entlassen werden. Ziel ist eine höchstmögliche Selbstständigkeit und Teilhabe am Arbeits- und Gesellschaftsleben, meist unter Weiterversorgung durch eine häusliche Krankenpflege.
Auch nach der Reha spielt eine ausreichende und nährstoffreiche Ernährung eine entscheidende Rolle für die weitere Genesung. Aber oftmals fühlen sich die Patient:innen unsicher und laufen Gefahr, ihre Ernährung zu vernachlässigen. Für einen bestmöglichen Therapieerfolg ist eine gute Compliance und die Vermeidung von Komplikationen in der medizinischen Ernährung wichtig.
Sicher gut ernährt: Nutricia bietet in jeder Situation die passende Lösung
Mit dem Ziel, die Ernährung nach einem Schlaganfall so einfach und sicher wie möglich zu gestalten, haben wir von Nutricia für jede Situation passende Lösungen entwickelt. Im Rahmen der verordneten Ernährungstherapie unterstützen unsere Trinknahrungen von Fortimel® und unsere Sondennahrungen von Nutrison® Sie bei der ausreichenden Versorgung mit Energie, Eiweiß, Vitaminen, Spuren- und Mengenelementen sowie Flüssigkeit.
Trinknahrungen von Fortimel® versorgen in kleinem Volumen mit Energie und Nährstoffen und unterstützen, wenn nur kleine Portionen gegessen werden können und eine ausreichende Versorgung mit Energie und Nährstoffen über herkömmliche Ernährung nicht möglich ist. Eine große Geschmacks- und Konsistenzvielfalt sorgen für mehr Abwechslung.
Ist die normale Ernährung stark eingeschränkt oder nicht mehr möglich, kann die Ernährung mithilfe einer Sonde notwendig sein. Nutrison® Sondennahrung zeichnet sich aus durch eine hochwertige, durchdachte Rezeptur für eine besonders gute Verträglichkeit. Zur einfachen und sicheren Verabreichung bietet Flocare® maßgeschneiderte Technik und Applikationssysteme.
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Wir sind für Sie da und beraten Sie gerne zu unserem Produktsortiment oder zu medizinisch enteraler Ernährung im Allgemeinen – ganz einfach telefonisch oder online. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören!
Ihr Kontakt zu uns
- Robert-Koch-Institut. (2015). Wie steht es um unsere Gesundheit? : Robert Koch-Institut, Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung.
- Doehner W, et al.: European Heart Journal (online) 16. Oktober 2012 http://dx.doi.org/10.1093/eurheartj/ehs340
- Dziewas R., Pflug C. et al., Neurogene Dysphagie, S1-Leitlinie, 2020, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: www.dgn.org/leitlinien (abgerufen am 03.03.2023)
- Schuetz P, Fehr R, Baechli V, Geiser M, Deiss M, Gomes F et al.: Individualised nutritional support in medical inpatients at nutritional risk: a randomised clinical trial, Lancet 2019, Vol. 393, Issue 10188, 2312–2321
- Gomes F, Emery PW, Weekes CE. Risk of Malnutrition Is an Independent Predictor of Mortality, Length of Hospital Stay, and Hospitalization Costs in Stroke Patients. J Stroke Cerebrovasc Dis 2016;25:799-806.
- van Wijk N, Studer B, van den Berg CA, Ripken D, Lansink M, Siebler M, Schmidt-Wilcke T. Frontiers in Neurology Evident lower blood levels of multiple nutritional compounds and highly prevalent malnutrition in sub-acute stroke patients with or without dysphagia.
- Huppertz V, Guida S, Holdoway A et al. Impaired Nutritional Condition After Stroke From the Hyperacute to the Chronic Phase: A Systematic Review and Meta-Analysis. Front Neurol 2021;12:780080.