Erstes Anlegen

Stillen ist das Beste für Mutter und Kind und stellt einen Lernprozess für beide dar. Gerade anfängliche Unsicherheiten können dazu führen, dass Schwierigkeiten auftreten und das Stillen (zu früh) abgebrochen wird. Daher sollten Mütter – am besten schon in der Schwangerschaft – von Hebammen, Frauen- und Kinderärzt*innen sowie Stillberater*innen über das Stillen informiert und beraten werden.

Laut „Bremer Empfehlungen zur Stillförderung“ sollte nach der Geburt bis möglichst zum ersten Stillen darauf geachtet werden, dass ein ununterbrochener, ungestörter Hautkontakt zwischen Mutter und Kind besteht. Es sollte nach Möglichkeit ein ungestörtes erstes Stillen, am besten noch im Kreißsaal, ermöglicht werden, damit das angeborene Bindungsverhalten bei Mutter und Kind nicht unterbrochen wird.

Oft sucht das Neugeborene in dieser ersten Stunde nach seiner Geburt die Brustwarze „selbst“ auf. Durch hin – und her Bewegen des Kopfes, robbenden Bewegungen orientiert es sich am Duft der Montgomerydrüsen, die im Brustwarzenhof sitzen und den deutlich gefärbten Brustwarzen. Oft ist keine Hilfestellung nötig. Fast jedes Neugeborene findet in den ersten 1-2 Stunden nach der Geburt die Brustwarze ganz ohne fremde Hilfe und selbst mit geschlossenen Augen. Sobald etwas seine Wange berührt, sucht es instinktiv in der Richtung, aus der die Berührung kam, nach der Nahrungsquelle.

Richtiges Anlegen und Lösen von der Brust

Das richtige Anlegen spielt eine entscheidende Rolle für den Stillerfolg. Am besten hält die Mutter ihr Baby so, dass sein Körper ihr ganz zugewandt ist – Bauch an Bauch – und zieht es ganz nah zu sich heran. Der Mund des Babys befindet sich auf der Höhe ihrer Brustwarze. Es sollte diese erreichen können, ohne dass es seinen Kopf drehen muss. Der Daumen der freien Hand wird über die Brustwarze und die Finger etwa 3 cm darunter – im sogenannten C-Griff – gelegt. Nun  streicht die Mutter mit der Brustwarze sanft über Nase und Mund des Babys. Es wird schnell seinen Mund öffnen und den Kopf in suchenden Bewegungen hin und her bewegen. Durch leichtes Andrücken an die Brust kann die Mutter dem Baby nun beim Suchen und Andocken helfen. Das Kind sollte beim „Andocken“ auch Teile des Warzenhofs umschließen. An den Schluckgeräuschen und an der Bewegung der Ohrläppchen und Schläfen des Babys kann man erkennen, dass es trinkt. Saugt das Baby jedoch die Wangen zwischen die Zahnleisten, nuckelt es nur und es sollte ein neuer Anlegeversuch gestartet werden.

Folgende Faktoren sind Kennzeichen einer optimalen Stilltechnik (Mohrbacher und Stock, 2000):
  • Der Mund des Kindes ist weit geöffnet.
  • Es wird viel Brustgewebe erfasst.
  • Die Nase des Kindes liegt dicht an der Brust.
  • Die Zunge befindet sich über der unteren Zahnleiste.
  • Die Lippen sind nach außen gestülpt.

Sobald das Baby satt ist, lässt es wahrscheinlich die Brust von allein los. Wenn nicht, kann die Mutter ihr Baby ablösen, um ihre Brustwarzen vor dem Wundwerden zu schützen. Dafür legt sie sanft ihren kleinen Finger in den Mundwinkel des Kindes, was sofort das beim Saugen entstandene Vakuum löst.

Netzwerk Junge Familie: Empfehlungen zum Stillbeginn

Das Netzwerk Junge Familie2 gibt in seinen Handlungsempfehlungen zur Säuglingsernährung und Ernährung der stillenden Mutter folgende Hinweise zum Stillbeginn:

  • Müttern sollte unmittelbar nach der Geburt Hautkontakt mit ihrem Baby ermöglicht werden.
  • Das erste Anlegen an der Brust sollte, wenn möglich, innerhalb der ersten zwei Stunden nach der Geburt erfolgen.
  • Die WHO-Empfehlung, innerhalb einer Stunde nach der Geburt mit dem Stillen zu beginnen, ist laut den Experten des „Netzwerks Junge Familie“ in der Praxis nicht immer umsetzbar.2

Stilldauer

Die Stilldauer unterliegt keinen medizinisch begründbaren Beschränkungen. Mutter und Kind sollen das Abstillen gemeinsam bestimmen. WHO und UNICEF empfehlen ausschließliches Stillen während der ersten sechs Lebensmonate sowie ein Fortführen des Stillens begleitend zur Beikost bzw. einer ausgewogenen Ernährung bis zum zweiten Geburtstag und darüber hinaus. Diese Empfehlungen gelten für alle Länder und Bevölkerungsgruppen, unabhängig von ihrem sozialen Status und Entwicklungsstand.

Nachfolgend sind die Empfehlungen zur Stilldauer verschiedener nationaler und europäischer Fachgesellschaften zusammengestellt:

Nationale Stillkommission Österreich

  • Ausschließliches Stillen in den ersten sechs Monaten ist für die Mehrzahl der Säuglinge die ausreichende Ernährung.
  • Beikost sollte – in Abhängigkeit vom Gedeihen und den Essfertigkeiten des Kindes – nicht später als zu Beginn des siebten Lebensmonats und keinesfalls vor Beginn des fünften Monats gegeben werden.
  • Beikosteinführung bedeutet nicht Abstillen, sondern die Fütterung von Beikost unter dem Schutz der Muttermilch.
  • Bei gestillten Säuglingen ist in der Phase des Übergangs vom ausschließlichen Stillen zur Beikostfütterung und auch danach keine zusätzliche Gabe von anderen Milchprodukten wie Säuglingsanfangs- oder Folgemilch notwendig.
  • Die Nationale Stillkommission Österreich gibt keine ausdrückliche Empfehlung zur maximalen Stilldauer ab, weil sich für Österreich hierzu keine wissenschaftlich begründete Basis finden lässt. Der endgültige Zeitpunkt zum Abstillen sollte nach Auffassung der Kommission eine individuelle Entscheidung sein, die gemeinsam von Mutter und Kind getroffen wird.

Netzwerk Junge Familie: Empfehlungen zur Stilldauer und Stillhäufigkeit

  • Im ersten Lebenshalbjahr sollten Säuglinge gestillt werden, ausschließlich mindestens bis zum Beginn des sechsten Monats. Das gilt auch für Kinder mit erhöhtem Allergierisiko.
  • Auch nach Einführung der Beikost – spätestens mit Beginn des zweiten Lebenshalbjahres – sollten Säuglinge weiter gestillt werden. Die Stilldauer insgesamt bestimmen Mutter und Kind.
  • Die Stillhäufigkeit richtet sich nach dem Bedarf des Kindes: Zeitpunkt und Dauer bestimmt das Kind. In den ersten Lebenswochen wird die Mehrzahl der Kinder zehn bis zwölf Mal in 24 Stunden angelegt. In besonderen Situationen kann es notwendig sein, das Kind zu einer Stillmahlzeit zu wecken.

European Food Safety Authority – EFSA

  1. Ausschließliches Stillen in den ersten sechs Monaten ist für die Mehrheit der gesunden, reif geborenen Säuglinge in Europa die ausreichende Ernährung.
  2. In Abhängigkeit von Wachstum und Entwicklung kann es in einigen Fällen notwendig sein, Beikost bereits vor dem vollendeten sechsten Lebensmonat zu füttern (aber nicht vor dem vollendeten vierten Monat!).
  3. Die Einführung von Beikost – bei fortgesetztem Stillen – hat zwischen dem Beginn des fünften und siebten Monats keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit (sowohl kurz- als auch langfristig).
  4. Mit der Fütterung von glutenhaltiger Beikost sollte möglichst begonnen werden, solange noch gestillt wird, aber nicht später als zu Beginn des siebten Monats.

  1. Bremer Empfehlung zur Stillförderung (www.bdl-stillen.de/news-reader-38/items/bremer-empfehlungen-zur-stillfoerderung.html; 2010) Koletzko, B., Bauer, CP, etal. Brönstrup, A. A. Handlungsempfehlungen – des Netzwerks Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie. Säuglingsernährung und Ernährung der stillenden Mutter. Monatsschr Kinderheilkd 2013;161:237-46.
  2. Koletzko, B., Brönstrup, A., Cremer, M., Flothkötter, M., Hellmers, C., Kersting, M., Krawinkel, M., Przyrembel, H., Schäfer, T., Vetter, K., Wahn, U., Weißenborn, A. Handlungsempfehlungen – Ein Konsensuspapier im Auftrag des bundesweiten Netzwerk Junge Familie. Säuglingsernährung und Ernährung der stillenden Mutter. Monatsschr Kinderheilkd 2010;679-89
  3. World Health Organization (WHO), UNICEF). Global Strategy for Infant and Young Child Feeding. Geneva. (whqlibdoc.who.int/publications/2003/9241562218.pdf; 2014)
  4. Nationale Stillkommission/BfR: Grundsätzliches zum Stillen (www.bfr.bund.de/de/grundsaetzliches_zum_stillen-10199.html; 2014)
  5. Koletzko, B., Bauer, CP, etal. Brönstrup, A. A. Handlungsempfehlungen – des Netzwerks Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie. Säuglingsernährung und Ernährung der stillenden Mutter. Monatsschr Kinderheilkd 2013;161:237-46.
  6. EFSA, Scientific Opinion on Dietary Reference Values for fats, including saturated fatty acids, polyunsaturated fatty acids, monounsaturated fatty acids, trans fatty acids, and cholesterol. EFSA Journal 2010;8:1461 [107 pp.]

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