Spezielle Frühgeborenennahrungen
Für Frühgeborene, die nicht oder nicht ausschließlich mit Muttermilch ernährt werden, stehen spezielle Frühgeborenennahrungen zur Verfügung. Frühgeborenennahrungen haben im Vergleich zu Säuglingsnahrungen für Reifgeborene einen höheren Energie- und Nährstoffgehalt.
Es stehen Frühgeborenennahrungen für Frühgeborene < 1.800 Gramm und für Frühgeborene ab 1.800 Gramm Körpergewicht zur Verfügung.
Zusätzliche Proteingabe
Bei langsamem Wachstum (unterhalb der Perzentile) kann die Proteinzufuhr durch ein zusätzliches Anreichern mit einem Proteinsupplement, wie Aptamil Eiweiß+ erhöht werden.
Ernährung über Sonden
Können Frühgeborene die Nahrung nicht eigenständig beziehungsweise ausreichend zu sich zu nehmen, kann eine transnasale Ernährungssonde die orale Nahrungszufuhr unterstützen oder gänzlich ersetzen. Erfahren Sie mehr über transnasale Sonden für Frühgeborene.
Ernährung von Frühgeborenen nach Klinikentlassung
Zwei Positionspapiere von ESPGHAN18 und ÖGKJ19 beschäftigen sich mit der Ernährung von Frühgeborenen nach Klinikentlassung.
Für Frühgeborene, die bei Klinikentlassung ein adäquates Wachstum zeigen (über 10. Perzentile), empfiehlt die ESPGHAN die Ernährung mit nicht angereicherter Muttermilch, oder mit einer Säuglingsanfangsnahrung, die LCPs enthält.
Frühgeborene, die ein Entlassungsgewicht unter der 10. Perzentile haben und dementsprechend kein adäquates Wachstum aufweisen, sollen weiterhin angereicherte Muttermilch oder eine spezielle, nährstoffangereicherte Entlassungsnahrung (Post Discharge Formula, kurz: PDF) mindestens bis zum errechneten Geburtstermin, möglicherweise aber auch darüber hinaus bis zum Alter von 52 Wochen bekommen18.
Die ÖGKJ empfiehlt für alle Frühgeborenen bei Klinikentlassung angereicherte Muttermilch beziehungsweise Entlassungsnahrung für Frühgeborene mit einem Entlassungsgewicht über der 10. Perzentile bis zum errechneten Geburtstermin, für Frühgeborene unter der 10. Perzentile oder mit Perzentilenverlusten von 2 Perzentilen bis zum Alter von 52 Wochen. Dabei wird eine Anreicherung von 50 % der Mahlzeiten als akzeptabel erachtet. Zudem wird eine Supplementierung mit Eisen und Vitaminen im ersten Lebensjahr (6 bis 12 Monate) empfohlen.
Die Supplementierung der Muttermilch wird häufig um den Zeitpunkt der Entlassung herum abgebrochen und führt zu einer suboptimalen Ernährung und als Folge davon zu Wachstumsverzögerungen14.
Um das Stillen nicht zu beeinträchtigen und gleichzeitig nicht auf ein Muttermilchsupplement verzichten zu müssen, macht die ÖGKJ in ihrem Positionspapier auf ein von Laktationsberater:innen empfohlenes, aber nicht evidenzbasiertes Vorgehen aufmerksam. Danach wird das Muttermilchsupplement auf die ungefähre Trinkmenge pro Mahlzeit angepasst, in maximal 5 ml abgekochtem warmem oder angewärmtem sterilem Wasser aufgelöst und vor der Mahlzeit per Fingerfeeder, Fläschchen oder Spritze verfüttert. Anschließend kann das Kind dann von der Mutter ad libitum gestillt werden.
Um die Notwendigkeit der Anreicherung von Muttermilch auch über die Klinikentlassung hinaus für zu Hause verständlich zu machen, bedarf es einer konsequenten und verständlichen Aufklärung von Seiten der Klinik gegenüber den Eltern sowie klarer und eindeutiger Empfehlungen, um die praktische Umsetzung zu gewährleisten.